BKU-Abendgespräch mit Paul von Preußen: „Gute Arbeit im Wandel: Was die junge Generation wirklich will“

BKU-Abendgespräch mit Paul von Preußen: „Gute Arbeit im Wandel: Was die junge Generation wirklich will“

Am 17. September 2024 fand das achte BKU-Abendgespräch statt, bei dem Paul von Preußen, Gründer des Netzwerks „Digital8“ und Nachfahr des letzten deutschen Kaisers, über den demografischen Wandel, die Erwartungen der jungen Generation und das Konzept des „Reverse Mentoring“ sprach. Dabei wurden zentrale Fragen der Zukunft der Arbeit und die Anforderungen der Generation Z an den Arbeitsmarkt erörtert. Marco Fetke, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des BKU, moderierte das Gespräch.

Junge Generation und Top-Manager im Dialog: Mehr als nur ein Austausch von Wissen

Paul von Preußen schilderte die Arbeit seines Unternehmens, das junge Talente im Alter von 16 bis 30 Jahren – darunter Tiktok-Influencer, Politiker, Leistungssportler und Unternehmer – mit Top-Managern aus der DAX-Welt zusammenbringt. Die Idee dahinter: Ein Austausch auf Augenhöhe zwischen jungen Menschen und erfahrenen Führungskräften.

Ein zentrales Format seines Netzwerks „Digital8“ ist das „Reverse Mentoring“. Hier vermitteln junge Menschen Führungskräften wichtige Zukunftsthemen wie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), Social Media oder die Verbesserung von Recruiting-Prozessen. So erklärte ein junger KI-Experte, wie Unternehmen Stellenanzeigen effektiver gestalten können, oder junge Absolventen bringen Führungskräften den praktischen Nutzen von KI näher.

Von Preußen betonte, dass dieser Austausch mehr sei als nur Wissensvermittlung: Er ermöglicht es beiden Seiten, ihre Perspektiven zu erweitern und voneinander zu lernen. Besonders in Zeiten des demografischen Wandels, in denen immer mehr ältere Mitarbeiter den Arbeitsmarkt verlassen, sei ein solcher Generationendialog von großer Bedeutung.

Demografischer Wandel und die Herausforderungen der Zukunft

Ein wichtiges Thema, das Paul von Preußen im Abendgespräch ansprach, ist der demografische Wandel. Dabei ging er auf die Tatsache ein, dass die Generation Babyboomer in großem Stil den Arbeitsmarkt verlässt, während die Generation Z zahlenmäßig nicht ausreicht, um diese Lücken zu füllen. Ein Bankvorstand habe ihm berichtet, dass in den nächsten zweieinhalb Jahren ein Drittel seiner Belegschaft in Rente gehen werde. Dies sei kein Einzelfall, sondern eine Herausforderung, der sich viele Unternehmen gegenübersehen.

Von Preußen betonte, dass Unternehmen nicht nur über das verlorene Wissen nachdenken sollten, das mit dem Ausscheiden älterer Mitarbeiter verloren geht, sondern auch über Werte und die Unternehmenskultur, die nicht einfach ersetzt werden können. Besonders wichtig sei es, den Wertedialog zwischen den Generationen zu fördern, um den Wissenstransfer zu sichern und die Unternehmensidentität zu wahren.

Werte und Erwartungen der jungen Generation: Klischees hinterfragen

Im Laufe des Gesprächs räumte Paul von Preußen mit vielen Vorurteilen auf, die der jungen Generation häufig entgegengebracht werden. So werde die Generation Z oft mit Luisa Neubauer oder Greta Thunberg in Verbindung gebracht, doch das greife zu kurz. Zwar spiele der Klimawandel weiterhin eine Rolle, aber die größten Sorgen der jungen Menschen seien derzeit Inflation und der Krieg in Europa.

Eine zentrale Erkenntnis war, dass sich die Werte der Generation Z kaum von denen älterer Generationen unterscheiden: Familie, Gesundheit und Freiheit stehen auch bei jungen Menschen an erster Stelle. Was sich jedoch unterscheidet, sind die Erwartungen an den Arbeitsmarkt: Finanzielle Sicherheit bleibt die Hauptmotivation, gefolgt von Spaß an der Arbeit und Zielorientierung. Knapp 90 Prozent der jungen Menschen gaben an, dass sie für ein Unternehmen arbeiten wollen, das ihre eigenen Werte reflektiert.

Reverse Mentoring: Die junge Generation als Berater für Führungskräfte

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war das von Paul von Preußen vorgestellte Reverse Mentoring. In diesem Modell arbeiten junge Menschen und erfahrene Führungskräfte im Tandem zusammen, um voneinander zu lernen. Ein Beispiel dafür: Ein Top-Manager eines großen Unternehmens interessierte sich für KI, hatte aber wenig Verständnis für das Thema. Durch das Mentoring mit einem jungen Start-up-Gründer im KI-Bereich gewann er nach einem halben Jahr neue Einsichten, die ihn letztlich dazu brachten, personelle Entscheidungen zu treffen und seinen IT-Chef auszutauschen.

Von Preußen betonte, dass solche Programme nicht nur kurzfristige Effekte haben, sondern langfristig die Kultur in den Unternehmen verändern können. Führungskräfte, die an solchen Programmen teilnehmen, lernen die Denkweise und Arbeitswelt der jungen Generation besser kennen. Gleichzeitig können sie ihr Wissen und ihre Erfahrung an die jungen Talente weitergeben.

Verantwortung, Sicherheit und Flexibilität: Anforderungen junger Arbeitnehmer

Ein weiteres Thema, das im Abendgespräch zur Sprache kam, war die Frage nach Verantwortung. Paul von Preußen widersprach der weit verbreiteten Annahme, dass die junge Generation keine Verantwortung übernehmen wolle. Vielmehr wolle sie Verantwortung in einem neuen Rahmen übernehmen. Viele junge Menschen bevorzugten es, eigene Projekte zu entwickeln oder Start-ups zu gründen, anstatt in traditionelle Führungsrollen einzutreten.

Auch die Flexibilität spielt eine zentrale Rolle: Junge Talente erwarten von ihren Arbeitgebern nicht nur ein angemessenes Gehalt, sondern auch flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice und Remote Work. Unternehmen, die diese Flexibilität bieten, haben bessere Chancen, junge Fachkräfte langfristig zu binden. Dabei wies von Preußen darauf hin, dass es in vielen Unternehmen noch immer einen Widerspruch zwischen den Erwartungen der jüngeren Generation und den bestehenden Arbeitsstrukturen gibt.

Gemeinsam in die Zukunft: Ein Plädoyer für mehr Dialog

Zum Abschluss betonte Paul von Preußen, dass die Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen letztlich größer seien als die Unterschiede. Es sei wichtig, den Dialog zwischen den Generationen zu fördern und die Zusammenarbeit auf eine neue Ebene zu heben. Führungskräfte müssten erkennen, dass die junge Generation keineswegs „faul“ sei, sondern nur andere Wege gehe, um ihre Ziele zu erreichen. Gleichzeitig müsse die junge Generation verstehen, dass auch ältere Mitarbeiter wertvolle Erfahrungen und Wissen mitbringen.

Ein weiterer Punkt, den von Preußen hervorhob, war die Notwendigkeit flexibler Modelle für ältere Mitarbeiter. In Japan, so erklärte er, sei man in Bezug auf mehrstufige Karrieren deutlich weiter. In Deutschland hingegen würden ältere Arbeitnehmer oft in den Ruhestand gedrängt, obwohl sie noch wertvolle Beiträge leisten könnten. Hier müsse sich die Arbeitswelt öffnen, um flexible und altersgerechte Modelle zu entwickeln.

Bild: Screenshot, https://www.digital8.ai/

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