
Unter diesem Leitgedanken stand das BKU-Abendgespräch am 21. August 2025 mit Marcel Philipp, Geschäftsführer des e.Mobility.Hub GmbH und ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Aachen.
Die Mobilität steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Klimaziele, knappe Ressourcen, neue Technologien und sich verändernde Bedürfnisse stellen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen vor große Herausforderungen. Zugleich drängt die Frage: Wie kann Mobilität im 21. Jahrhundert nachhaltig gestaltet werden – und dabei dennoch bezahlbar und alltagstauglich bleiben?
Welche Rolle können dabei neue Fahrzeugkonzepte, digitale Plattformen, Kreislaufwirtschaft und kommunale Infrastruktur spielen? Und wie gelingt es, die unterschiedlichen Interessen von Politik, Wirtschaft und Bürgern in Einklang zu bringen?
Diesen Fragen stellte sich Marcel Philipp in seinem Impuls, in dem er sowohl politische als auch unternehmerische Perspektiven auf innovative und urbane Mobilitätslösungen einbrachte. Moderiert wurde das Gespräch von Andree Brüning, Vizevorsitzender des BKU.
Bilder im Kopf: SUV und leere Busse
Zu Beginn wurde deutlich, wie widersprüchlich die Realität unserer Mobilität oft ist: überdimensionierte SUVs, die mit nur einer Person besetzt durch die Straßen rollen, während gleichzeitig Busse fast leer ihre Runden drehen. Dieses Bild verdeutlichte eindrücklich die Komplexität unserer heutigen Transportwirtschaft und die Herausforderungen, effiziente, nachhaltige und zugleich nutzerfreundliche Mobilität zu gestalten.
Politische Rahmenbedingungen und Blockaden
Ein zentrales Thema war das Versagen politischer Steuerung: Bestimmte Lobbygruppen verhindern oder verzögern wirksame Maßnahmen, die dringend nötig wären. Der Föderalismus erschwert zudem einheitliche Lösungen – flächendeckende Angebote wie moderne Carsharing- oder App-basierte Systeme scheitern häufig an regional unterschiedlichen Zuständigkeiten und Regularien.
Kosten der individuellen Mobilität
Auch der finanzielle Aspekt wurde herausgestellt: Ein privat genutztes Fahrzeug verursacht im Durchschnitt rund 500 Euro pro Monat an Kosten. Diese verdeckte Belastung für den Einzelnen macht deutlich, dass Mobilität nicht selbstverständlich „billig“ ist, sondern immer auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit.
Richtiges Verkehrsmittel für den richtigen Zweck
Marcel Philipp betonte die Notwendigkeit, Mobilität differenzierter zu denken: Welches Verkehrsmittel passt für welchen Zweck? Weder „alles Auto“ noch „alles Bus und Bahn“ ist die Lösung. Entscheidend ist eine intelligente Kombination verschiedener Angebote – und die Bereitschaft, Carsharing-Modelle, digitale Plattformen und neue Mobilitätsformen mitzudenken, auch wenn deren Kostenstrukturen aktuell noch hoch sind.
Drei zentrale Dimensionen von Mobilität
- Menschlicher Faktor: Jeder Einzelne sollte stärker reflektieren, wie und wofür er welche Mobilitätsform nutzt.
- Kostenfaktor: Mobilität ist teuer – und dies muss in den individuellen wie politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
- Verantwortung & Aufklärung: Statt einer reinen „Verbotskultur“ gilt es, Verantwortung zu übernehmen, aufzuklären und Alternativen attraktiv zu machen.
Polarisierung überwinden
Ein weiteres Problem wurde in der gesellschaftlichen Debatte sichtbar: Polarisierung und Silodenken führen zu einem Gegeneinander – Autofahrer gegen Radfahrer, Stadt gegen Land, Politik gegen Wirtschaft. Für eine zukunftsfähige Mobilität braucht es hingegen ein Miteinanderdenken und konstruktiven Dialog.
Ausblick: Pilotprojekte als Leuchttürme
Abschließend wurde betont, dass konkrete Schritte nötig sind, um nicht in abstrakten Diskussionen stecken zu bleiben. Pilotprojekte aus dem BKU heraus könnten als Leuchttürme dienen, um zu zeigen: Es gibt Lösungen, die funktionieren – und an denen man anknüpfen kann.