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„Europa digital – aber mit Rückgrat!“: Kaminabend mit Axel Voss MdEP zur KI-Regulierung und werteorientiertem Unternehmertum in Europa

„Wie kann die EU-Regulierung für KI unsere Werte schützen und zugleich Wettbewerbsvorteile für deutsche und europäische Unternehmen generieren?“, lautete die zentrale Frage des Kaminabends am 26. Mai 2025 im Hause von Dr. Rüdiger von Stengel, BKU-Vorstandsmitglied sowie Vorsitzender der BKU-Diözesangruppe Bonn, und seiner Gattin Nataly. Mit Axel Voss MdEP, Berichterstatter des Sonderausschusses des Europäischen Parlamentes für künstliche Intelligenz im digitalen Zeitalter (AIDA), hatte die Bonner BKU-Gruppe einen erfahrenen Referenten aus der „Schaltstelle der Macht“ geladen.

Digitalisierung und wertegeleitetes Unternehmertum

Dr. Rüdiger von Stengel führte als Vorsitzender der DG Bonn in den Abend ein und gab einen Überblick über die aktuelle Arbeit der Bonner Diözesangruppe. Dabei betonte er die Bedeutung der Digitalisierung als Schlüssel erfolgreichen Unternehmertums – und leitete über zu den drängenden Fragen, die sich in diesem Kontext stellen: „Welche Rolle können deutsche und europäische Unternehmen im Konzert der Giganten noch wahrnehmen? Entgleitet Europa die Kontrolle und verstrickt es sich in ein Netz zunehmender Abhängigkeiten? Können die ethischen Prinzipien der Katholischen Soziallehre auch ein Kompass sein in einer zunehmend digitalisierten Welt?“

Diese Fragen reichte Rüdiger von Stengel an den Referenten Axel Voss (CDU) weiter, der als Mitglied der EVP-Fraktion des Europäischen Parlamentes maßgeblich an dessen KI-Strategie mitgewirkt hat.

Wirtschaftliches Wachstum geht nicht ohne eine europäische KI-Strategie

Die aktuelle Situation beschrieb Axel Voss mit den Worten: „Wir leben in einer kulturellen Phasenverschiebung. Wir sind in der Zukunft längst angekommen, aber wir denken noch in den alten Mustern.“ Dieses Denken in alten Mustern blende die zentrale Rolle der Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit Europas aus. Ohne eine eigene digitale Souveränität Europas bestehe jedoch die Gefahr, dass Europa zur „digitalen Kolonie“ anderer Weltmächte werde.

Die KI betreffenden Herausforderungen sind komplex. Die Schwierigkeit bestehe vor allem darin, technologische Wachstumssprünge zu ermöglichen und zugleich die durch KI tangierten Rechte in ganz unterschiedlichen Bereichen – wie z. B. dem Persönlichkeitsrecht oder dem Urheberrecht  – zeitnah rechtssicher zu kodifizieren und zu schützen. Dabei müsse die KI-Regulierung so gestaltet werden, dass sie sowohl den Schutz der individuellen Grund- und Freiheitsrechte gewährleiste als auch Freiräume für wirkliche Innovationen und einen technologischen Sprung nach vorne schaffe. In diesem Prozess müsse jeder übermäßige Protektionismus vermieden werden, um die dringend erforderliche technologische und wirtschaftliche Entwicklungen nicht zu behindern.

Werte angesichts der digitalen Transformation

Lassen sich in dieser hochkomplexen, globalen Wettbewerbssituation Werte einbringen, wie sie der BKU vertritt? Axel Voss räumte ein, dass die Digitalisierung in den sie vorantreibenden Großkonzernen stark von wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen getrieben sei. Umso wichtiger sei es, eine Pressure-Group als „Allianz der Einsichtigen“ in Europa zu bilden – ein Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, welche die Bedeutung der Digitalisierung erkannt haben.

Wichtig sei zudem, dass neben allen notwenigen Leitplanken vor allem Prozesse auf allen Ebenen in Gang komme, um Abhängigkeiten im internationalen Markt zu vermeiden und international wieder wettbewerbsfähig zu werden. Genau hier könnten auch katholische Unternehmer und der BKU Impulse setzen durch unternehmerische Initiativen sowie einen Beitrag zur politischen Willensbildung und deren Umsetzung. Ebenso wichtig sei jedoch auch die Förderung von Start-ups und die Bereitstellung von Risikokapital.

Christliche Unternehmer als Treiber für verantwortliche Freiräume

Die lebhafte Diskussion bot zahlreiche Anregungen, wie Deutschland und Europa die digitale Transformation erfolgreich gestalten könnten. Besondere Aufmerksamkeit empfahl der Referent den Bereichen Quanten-Computing und Biotechnologie als Schlüsseltechnologien mit einem strategischen Vorsprunge von Unternehmen in Deutschland und Europa. Diese Basis gelte es, weiter auszubauen.

Axel Voss betonte die strategische Notwendigkeit eines „digitalen europäischen Binnenmarktes“, der Unternehmen den Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten als Treiber von Innovation erleichtere, gleichzeitig jedoch die zentralen europäischen Werte schützt.

Der Kaminabend bot den Teilnehmenden einen profunden Einblick in die EU-Strategiewerkstatt sowie eine Plattform für einen intensiven Austausch über die aktuellen Herausforderungen der digitalen Zukunft Europas. Dabei wurde grundlegend die Dringlichkeit einer einheitlichen und zukunftsorientierte KI-Politik auf nationaler und europäischer Ebene und deren Umsetzung deutlich. Nur so könne die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Teil einen zusammenwachsenden Europas wieder hergestellt werden. Politik und Wirtschaft bräuchten dazu gleichermaßen visionäre, engagierte und verantwortungsvolle Führungspersönlichkeiten – ein Anliegen, dessen Förderung durchaus auch im Zentrum des BKU-Engagements steht.

Hans-Jürgen Dörrich, Bonn