Bundestagung in Hamburg – „Unternehmerisch Gemeinwohl schaffen“

BKU-Bundestagung 7./8. Oktober 2022 in Hamburg

Am 06.10.2022 fuhr ich mit Norman Gebauer auf meine erste BKU-Bundestagung nach Hamburg.
Bereits die Autofahrt war eine gute Einstimmung. (Norman ist auch ein alter und erfahrener Bundestagungsteilnehmer.) Wir checkten im Hotel ein und gingen kurze Zeit später gemeinsam mit Manfred Höfle aus München zum Get together im Gasthaus an der Alster (Nähe Jungfernstieg). Hamburg ist herrlich beim Sonnenuntergang! Im Gasthaus kamen dann bald die anderen Berliner und auch viele Bundes-BKUler: es wurde ein schöner geselliger Abend. Wir gingen dann, in anregenden Gesprächen vertieft, wieder zurück zum Hotel und „kreisten es ein wenig ein“. Dort angekommen, bereiteten wir uns in „Ruhelagen“ auf die Sitzungen am nächsten Morgen vor.
Im Haus der Patriotischen Gesellschaft von 1765 (einer der ältesten NGOs Deutschlands) fand die Delegiertenversammlung statt. Neben Richard Schütze und Werner Molik waren auch alle drei Berliner Delegierte (Norman Gebauer, Nicolas Welitzki und ich) mit 18 weiteren Delegierten dabei. Neben den üblichen Formalia und TOPs, berichtete Herr Prof. Hemel über den „Synodalen Weg“, an dem er und Herr Trutwin für den BKU teilnehmen. Die Ausführungen spiegelten eine wesentlich differenzierteres Bild des „Synodalen Weges“ als die deutschen Medien: Leider ist schon aufgrund der Komplexität des „Weges“ und der überwiegenden Kirchenferne der Medien auch für die Zukunft keine differenzierte Darstellung des Prozesses in der allgemeinen Öffentlichkeit zu erwarten: Damit kann jetzt schon prognostiziert werden, dass schon allein die Berichterstattung über den „Synodalen Weg“ auf allen Seiten (den progressiven und den konservativen katholischen Kreisen) großen Frust erzeugen wird.
Nach dem offiziellen Sitzungsteil begann das Netzwerken und auf den Tellern wurde mit Messer und Gabel „gearbeitet“ und das Mittagessen genossen. An dem sich anschließenden, inhaltlichen Teil zum unternehmerischen Gemeinwohl nahmen gut 100 Personen teil.
Trotz der aktuellen Krisen (Corona, Ukrainekrieg, hohe Preissteigerungen und hohe Inflation), war das große Interesse an dem Gemeinwohlthema besonders auch bei den jungen BKUlern spürbar. Die inhaltlichen Impulse gingen nicht in einem „Suppenkoma“ der Teilnehmer unter. Besonders die Diskussion von Frau Prof. Nothelle-Wildfeuer (Uni Freiburg) und Herrn Schulte vom Zentralverband des Deutschen Handwerks brachte auch deutliche Bezüge zu den aktuellen Krisen: Leben in neuen Knappheiten (gestörte Lieferketten, Energieknappheiten, Fachkräftemangel, hohe Preissteigerungen und Inflation). Zunehmend werden Sicherheit und Nachhaltigkeit von den Bürgern gefordert. Dies kann einerseits leicht in eine Zentralisierungsfalle einmünden, aber auch eine deutliche Subsidiaritätschance bieten. Die „gerechte Welt“ ist nicht nur die monetäre Welt. Unzufriedenheit treibt an. Zuviel Zufriedenheit kann in eine „Wertediktatur“ enden. Eine breite Bildungsteilhabe kann die Partizipationsgerechtigkeit verbessern.
Nach einer Kaffee- und Netzwerkpause fanden 4 parallele Gesprächsforen statt:
– Unternehmen engagiert für das Gemeinwohl, am Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie
– Unternehmen für das Gemeinwohl – Praktische Erfahrungen aus der Gesundheits- und Start-Up-Branche
– Vereinbarkeit von Ethik und Rendite als strategische Gemeinwohlorientierung am Beispiel der Bank im Bistum Essen
– Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in der Underberg Unternehmensgruppe
Die Ergebnisse der Foren wurden anschließend im Plenum kurz vorgestellt.
Nach diesem wissensreichen Nachmittag liefen wir zum sogenannten „kleinen Michel“ und feierten gemeinsam die Heilige Messe mit dem Erzbischof Dr. Stefan Heße, am heutigen Rosekranzfest. Erzbischof Dr. Heße stellte in seiner Predigt die großen Bedeutungen des Gebetes für jeden einzelnen Gläubigen und für die Gemeinschaften der Glaubenden dar. Das Gebet stärkt unsere Beziehungen zu Gott. Es bietet Sammlung und Reflektion und hilft uns, uns immer stärker und selbstverständlicher auf Gott hin auszurichten und eben nicht nur in den eigenen Aktionen und Machbarkeiten um uns selbst zu kr(e)iseln. Gestärkt durch die Heilige Eucharistie liefen wir zum Kuppelsaal des Hotel Hafen Hamburg. Dort angekommen, genossen wir die tolle Aussicht auf den abendlichen Hamburger Hafen, die Gespräche und Netzwerke sowie ein tolles Buffet.
Für mich war es eine tolle Erfahrung, ständig mit neuen interessanten Mitgliedern und Gästen des BKU in das Gespräch und den Austausch zu kommen. Ich hatte persönlich nicht damit gerechnet, auf so viele im guten Sinne konservative Mitglieder beim BKU zu treffen.
Nach der Veranstaltung war es auch schon etwas Besonders, vorbei an dem Hamburger Michel durch das nächtliche Hamburg wieder zum Hotel zurückzulaufen.
Am zweiten Tag begrüßten sich bereits die meisten Teilnehmer mit dem hamburgischen „Moin“.
Den ersten Impuls gab der Vizepräsident des Kieler Institutes für Weltwirtschaft, Herr Prof. Kooths. Es war wunderbar, mal wieder einen lebhaften Vortrag von jemanden zu hören, der dem Markt noch etwas zutraut und gleichzeitig sowohl Möglichkeiten und als auch Grenzen staatlichen Eingreifens klar aufzeigt.
Anschließend wurde über die neuen Kontrolldokumentationen zur Nachhaltigkeit im Finanzsektor gesprochen und über Stiftungswesen in Deutschland.
Insgesamt war es für mich, der ich viel in der Sozialwirtschaft tätig bin, eine sehr interessante Bundesversammlung. Da nach 2,5 Tagen auch wieder Berlin „lockte“, nahmen wir nicht mehr an dem touristischen Programm in Hamburg teil.
Auch die BKU-Tagung wurde von dem Ausfall des Bahnnetzes in Norddeutschland am Samstagvormittag beeinflusst. Als nach dem Mittagessen immer noch einige Züge nach Berlin ausfielen, hatten Norman und ich mit Steffen Naumann und Nicolas Welitzki zwei weitere Mitfahrer zurück nach Berlin.

Text: Dr. Jörg W. Höwer | Bilder: Norman Gebauer