In der anschließenden spannenden Panel-Diskussion, die von dem BKU-Diözesanvorsitzenden Richard Schütze moderiert wurde, diskutierten die bekannte Journalistin und Vorsitzende von Frau 2000 plus, Birgit Kelle, Dr. Hans-Joachim Maaz, Psychiater und Autor und Daniel Schily, Voith Group und CEO von Democracy International, diskutierten mit der CDU-Familienpolitikerin Bettina Wiesmann MdB.
Dr. Maaz betonte die große Bedeutung der Qualität von Bindungen in den erste 36 Monaten des Lebens für die psychische Gesundheit und Stabilität des Menschen. Wenn inzwischen viele Pathologien (u.a. Hass, Hetze) als nahezu normal eingestuft würden, dann liege dies an ihrer hohen Prävalenz. Maaz forderte ein allgemeines Elterngeld bis zum 3. Lebensjahr und eine Elternbildung, damit Eltern ihrer Aufgabe gewachsen sein können. Der Unternehmer Schily betonte die Bedeutung, die auch das jüdisch-christliche Menschenbild für die Individualisierung und lockere Familienverbände habe. Nicht alles sei bei dieser Entwicklung notwendigerweise negativ. Besondere Bedeutung für eine demokratische Gesellschaft habe das elterliche Vorbild, das einerseits Grenzen setzen, andererseits Engagement für das Gemeinwohl hervorbringen müsse. Die Publizistin Kelle vertrat die These, Deutschland werde nicht regiert, sondern betreut. In der Familienpolitik gebe es eine große Diskrepanz zwischen Worten und Taten. Entscheidend sei die Definition von Familie und die Umsetzung familienpolitischer Maßnahmen. Wenn alle Verbindungen, bei denen Menschen füreinander dauerhaft Verantwortung übernähmen, als Ehe und Familie definiert würden, dann verliere die in Art 6 GG normierte besondere Familienförderung ihre Bedeutung und könne gar nicht mehr vernünftig vollzogen werden. Subsidiarität werde dann eine leere Hülse. Als Beispiel erwähnte sie die Tatsache, dass Familien zwar kostenlose Kitaplätze in Anspruch nehmen könnten, was einer Förderung von 1.200 Euro im Monat entspreche, jedoch bei Nicht-Inanspruchnahme keinerlei Förderung erhielten. Es sei dringend notwendig, zu den Rechtsprinzipien, wie diese in Art 6 GG normiert seien, zurückkehren.
Die Abgeordnete Wiesmann trat dafür ein, Familie heute nicht mehr zu eng zu definieren, sondern diese bürgerliche Institution für alle Sachverhalte zu öffnen und zu fördern, wo Menschen sich zueinander bekennen. Ihr falle kein Argument gegen die Ehe für alle ein. Sie sei aber entschieden gegen Leihmutterschaft und ein Adoptionsrecht für Homosexuelle. Allerdings müsse man der Realität Rechnung tragen. Sie sprach sich für Wahlfreiheit zwischen Elternzeit, Elterngeld und sonstigen Leistungen aus. Erwerbsarbeit sei aber kein Fetisch. Auch sei eine Existenzsicherung durch den Staat nicht gut, weshalb es mit der CDU keine Einführung einer Kindergrundsicherung geben werde.
In der nachfolgenden Diskussion widersprachen viele Redner aus dem Publikum den weitgefassten Familien-Definitionen der Politiker. Insbesondere in der Erweiterung des Ehe- und Familienbegriffes wurde die Gefahr einer Beliebigkeit gesehen. Auch die ungleiche Förderung der „erweiterten“ Familienformen wurde als diskriminierend empfunden.
