Benedikt XVI. – Erbe und Vermächtnis eines großen Papstes

Nachdem eine Delegation des BKU Berlin-Brandenburg an den Begräbnis-Feierlichkeiten für den am 31.Dezember 2022 verstorbenen Papst em. Benedikt XVI. in Rom teilgenommen und die BKU-Diözesangruppe Berlin-Brandenburg am 8. Januar 2023 in einem gemeinsamen Festakt mit dem apostolischen Nuntius Dr. Nikolaus Eterovic und Erzbischof Dr. Heiner Koch schon des großen Papstes gedacht hatte, ergab sich am 30. Januar 2023 die Möglichkeit, einen Kenner des theologischen Werkes und des Wirkens dieses bedeutenden Gelehrten, Papstes und ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Josef Ratzinger, zu Wort kommen zu lassen.

Pater. Dr. Dr. Markus Zimmermann, der Philosophie, Theologie und Psychologie studiert hat und als Priester und Ordinarius für Fundamentaltheologie und Dogmatik an der Gregoriana-Universität in Rom wirkt, berichtete den rund 30 hochinteressierten BKU-Mitgliedern und Gästen im Gemeindesaal der Polnischen Gemeinde Berlin von seinen ersten Begegnungen mit Josef Ratzinger als Seminarist im Campo Santo Teutonico im Vatikan und schilderte den späteren Papst als einen zwar scheuen, aber zugleich feinfühligen, zugewandten und sehr demütigen Intellektuellen.

Der sehr kurzweilige Vortrag des gebürtigen Berliners Zimmermann stellte noch einmal die Person und das aussergewöhnliche Werk des ehemaligen Münchener Erzbischofs und Konzilberaters Ratzinger anschaulich vor Augen. Sowohl seine bedeutenden und sehr erfolgreichen Bücher wie „Die Einführung in das Christentum“ und seine Trilogie zu „Jesus von Nazareth“, aber auch seinen Dienst als Präfekt der Glaubenskongregation für seinen persönlichen und geistig-geistlichen Freund, den Heiligen Papst Johannes Paul II., sowie die großen Reden zum Beispiel im Bundestag in Berlin zur ökologischen Natur des Menschen, in Regensburg zum Thema Gewalt und Religion oder in Freiburg zur „Entweltlichung der Kirche“ und die Enzykliken „Deus Caritas est“, „Spe Salvi“ und „Lumen Fidei“ (diese letztgenannte Enzyklika wurde von Papst Franziskus nach dem Rücktritt von Papst Benedikt veröffentlicht), die die drei göttlich-übernatürlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe reflektieren, sind wegweisende Meilensteine im Bewusstsein der Kirche. Für Benedikt war Theologie immer der von der Kirche reflektierte und auf die Vernunft angewiesene Glaube. Er sah sich als „Mitarbeiter und Lehrer der Wahrheit“ – der Zusammenhang und das Zusammenspiel von Offenbarungsglauben und Vernunfterkenntnis war das zentrale Thema seines Lebens, das sich auch in seinen Ansichten zur Ekklesiologie und Liturgie wiederfand.

Gegen die auf der marxistischen Analyse basierenden und Gewalt als legitimes Mittel zur gesellschaftlichen Veränderung propagierende „Theologie der Befreiung“ verteidigte Ratzinger die „Christliche Soziallehre“, die entsprechend der Natur des Menschen die sozialmarktwirtschaftliche Ordnung mit dem Institut des Privateigentums auch an Produktionsmitteln und des freien Unternehmertums nicht als „Problem“, sondern als eine „Lösung“ ökonomischer und gesellschaftlicher Probleme ansieht. Mit der Neufassung des „Römischen Katechismus“ gelang ihm 1992 ein den Glauben der Weltkirche darstellendes und zusammenfassendes Werk, das zwar hohe Ansprüche an den Leser stellt, aber der Glaubenserosion vor allem in der westlichen Zivilisation entgegenwirkt. In dem Interview-Buch „Zur Lage des Glaubens“ sowie in erst posthum in wenigen Wochen in Deutschland veröffentlichten Schriften beklagt Papst em. Benedikt XVI. unter Anderem einen geradezu „diktatorischen Anspruch zum Beispiel der Genderideologie“ als Ausfluss der stets von ihm kritisierten „Diktatur des Relativismus“. Zimmermann resümierte: „Benedikt XVI. war ein Jahrhundertpapst“, dem die Kirche unendlich viel zu verdanken habe.

In der sehr engagiert und offen geführten Diskussion wurden im Anschluss an den Vortrag Fragen zur Liturgie, zum Kirchenverständnis und den von vielen als anmaßend und spaltend empfundenen Forderungen des deutschen „synodalen Wegs“ und der kirchlichen Sexualethik tiefgreifend erörtert, bevor der Abend in einen für die Diözesangruppe gewohnt intensiven persönlichen Austausch bei guten Getränken und einem kleinen Catering überging.

Zur Würdigung von Papst em. Benedikt XVI. siehe auch:

https://www.die-tagespost.de/leben/aus-aller-welt/der-kreative-art-226413
https://www.benedictusxvi.org

Text: Richard Schütze und Jan-Philipp Görtz | Bilder: Richard Schütze