Adventsfeier mit Erzbischof Dr. Heiner Koch

Hochwürdigste Exzellenz, verehrter, lieber Herr Erzbischof Dr. Heiner Koch,
lieber Pfarrer Dr. Josef Wieneke,
lieber Pfarrer Dr. Christian Stenz von der Seelsorge für die Bundespolizei,
liebe Mitglieder und liebe Freundinnen und Freunde des BKU, verehrte Gäste!

Ganz herzlich begrüße ich Sie hier im Restaurant des Hotel Aquino in der Katholischen Akademie in Berlin zu unserem heutigen adventli-chen BKU-Abend und danke Ihnen für Ihr Herkommen!

Herzlichen Dank und ein „Vergelt’s Gott!“ Ihnen, lieber Erzbischof Dr. Koch, für die gemeinsame Feier der Heiligen Messe und ein großer Dank auch an unseren Geistlichen Berater, Pfarrer Dr. Wieneke, für die Vorbereitung und Mitgestaltung dieser eucharistischen Feier und die intensive und gute geistig-geistliche Betreuung auch wieder in diesem bald zu Ende gehenden Jahr!
1949, nach dem zweiten Weltkrieg, in Königswinter bei Bonn – u.a. wohl auch auf Anregung von Konrad Adenauer – gegründet, ist der Bund Katholischer Unternehmer ein freiwilliger Zusammenschluss von Unternehmerinnen und Unternehmern, Firmeninhabern, Selbständigen und leitenden Angestellten.
Wir verfolgen, so weist es unsere Präsentation aus, ideele Ziele, tragen ethische Werte in die Wirtschaft und ihre Organisationen hinein, stel-len der Kirche unseren ökonomischen Sachverstand zur Verfügung und transportieren all‘ dies auch in die Politik und die Gesellschaft.
Unsere Gemeinschaft bietet einen Raum zum persönlichen Austausch, geistliche Begleitung und Orientierung für das tägliche Handeln an.
Wir arbeiten mit an der Vermittlung und Weiterentwicklung der Christlichen Gesellschaftslehre und an der Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft, als deren Botschafter wir uns verstehen, zu Hause und weltweit.
Die christliche Gesellschaftslehre mit den Prinzipien Personalität, ins-besondere Freiheit, Gerechtigkeit, Gemeinwohl, Solidarität, Subsidia-rität und Nachhaltigkeit, ist das Fundament des Verbandes, die Sozia-le Marktwirtschaft und der demokratisch verfasste Rechtsstaat ge-hören zu seinem ordnungspolitischen Leitbild.
Der BKU bekennt sich zu seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen.
Über ein breites Netzwerk werden diese inhaltlichen Impulse gezielt an Entscheidungsträger und Meinungsbildner in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, die Kirche und die Medien herangetragen.
Der BKU ist vor Ort in 30 Diözesangruppen in ganz Deutschland aktiv. Sie bilden die Basis des Verbandes, dort finden – wie hier in unserer Diözese – viele Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen-schwerpunkten statt.
Im Erzbistum Berlin, zu dem ja auch weite Teile von Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Vorpommern gehören – von dort ist zum Beispiel der Usedomer Hotelier Dr. Werner Molik heute hierher angereist –, soll, so heißt es, die hiesige BKU-Diözesangruppe besonders lebendig sein.
Unsere Mitglieder und Freunde engagieren sich in sehr vielen Initiativen im sog. vorpolitischen, vorkirchlichen und auch im kirchlichen Raum. Wir haben uns verständigt, dass ich Ihnen einige dieser Initiativen gebündelt vorstelle – die Textvorlagen dazu stammen weitgehend aus den Federn unserer in diesen Initiativen jeweils besonders engagierten Mitglieder.

Das Berliner „Gebetshaus“ – so möchte ich es einmal nennen – „Sankt Clemens“, eine Kirche im Hinterhof des Hauskomplexes Stresemannstrasse 66, unweit des Potsdamer Platzes, ist an 7 Tagen 24 Stunden geöffnet – also rund um die Uhr. BKU-Mitglieder – ich bitte die Betreffenden unter Euch, einmal aufzustehen – sind seit der Neu-Gründung dort aktiv im Vorstand von Verein und Stiftung. Die Kirche ist ein Stützpunkt vieler apostolischer Initiativen, so auch der Prozession „Deutschland dankt Maria“, zu der im Oktober über 4.000 Menschen gekommen sind. Ihnen, lieber Erzbischof Dr. Koch, ist dieses Zentrum ja gut bekannt. Als ein geistig-geistliches Lagerfeuer zu jeder Tages- und Nachtzeit strahlt Sankt Clemens weit in die sog. Business- und mediale Welt bis hinein in den Politikbetrieb aus und kann zu einem apostolischen Modell auch in anderen Brennpunkten in Deutschland werden.
Die Initiative „EMMAUS“ hat ihr Zentrum ebenfalls in Sankt Clemens. EMMAUS wurde 1978 in den USA gegründet und kommt nun über Lateinamerika und Spanien nach Deutschland. EMMAUS ist eine Initiative zur Glaubenserneuerung, zu der moderne Apostel ihre Freunde aller Bekenntnisse oder auch fern jeder Gottesbegegnung einladen. Durch ein aktives Zeugnis in Wort und Tat erhalten die Teilnehmer die Chance, den ihnen vielleicht unbekannten Christus kennen zu lernen und ihren eigenen EMMAUS-Weg zu erkennen. Die Initiatoren berichten von vielen Bekehrungen und Hinwendungen zu Christus, vom Empfang des Sakraments der Beichte – dem Abladen von seelischen Lasten bei dem barmherzigen Gott – und dem Gewinnen – oft erst nach vielen Jahren wieder – einer inneren Freiheit und Befreiung aus der Knechtschaft von Sünde und Schuld. Rund 50 Prozent der Teilnehmenden schließen sich danach einer EMMAUS-Gruppe an. Zur Glaubensvertiefung gibt es halbjährlich stattfindende Wochenend-Veranstaltungen für Frauen und Männer und gemeinsame Anbetungen oder auch Zoom-Treffen. Viele Menschen finden so wieder zu einem aktiven kirchlichen Glaubensleben.

Bei „Ethos.Maria“ geht es darum, uns mit Maria und Jesus in unserer hoch komplexen, technischen Welt zu verbinden; besonders Menschen, die mit IT, Marketing und Kunst zu tun haben, zu vernetzen und sich gegenseitig zum Gebet zu motivieren. Die Initiatoren feiern monatlich eine Marienmesse. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Heiligen Familie und den Berliner Märtyrern. Highlights waren Vorträge über Dr. Erich Klausener, christliche Medi-tation oder auch den Heiligen Josef. Jedes Jahr organisieren die Initiatoren Wallfahrten nach Neuzelle zum dortigen Kloster und nach Rosenthal, sowie Kongresse und Innovation-Workshops und wöchentlich werden mindestens drei Rosenkränze gebetet.

„Pro Kloster St. Gabriel“ ist eine gemeinsam mit dem BKU getragene Initiative für den Erhalt des Klosters St. Gabriel als einzigartigem geistlichen Zentrum in Berlin, die sich auch Ihrer Unterstützung, verehrter lieber Erzbischof Dr. Koch, erfreut. Endlich gibt es hier gute Nachrichten und die Initiative ist optimistisch, im nächsten Jahr wieder Heilige Messen im Kloster feiern zu können, und ruft alle zur Unterstützung dieses Anliegens auch im Gebet auf.

In diesem Jahr feiert die „Polnische Gemeinde“ in Berlin ihr 40. Jubiläum. Unser BKU-Mitglied Elżbieta Haase-Nowocień ist hier als eine der Verantwortlichen auch in der Schule für Evangelisierung besonders engagiert. Diese Schule organisiert Glaubenskurse nach einem international zertifizierten SASE- System, hauptsächlich in polnischer Sprache. Es sind durchschnittlich 5-6 Wochenendkurse pro Jahr. Damit werden auch Menschen, die aus Polen gekommen sind und sich dann an den Mainstream in Deutschland angepasst haben, erreicht; das heißt Menschen, die der Kirche „den Rücken gekehrt“ haben, kehren wieder zu ihr zurück. Die Schule trifft sich ein- bis mehrmals wöchentlich. Den Schwerpunkt bilden Lobpreisabende, Bibelteilen in kleinen Kreisen, Anbetungen mit Fürbittgebeten. Es gibt viele Früchte: Menschen, die am Rande der Gesellschaft standen, haben sich integriert, und gehen beispielsweise nicht mehr der Schwarzarbeit nach, Familienfrieden ist wiederhergestellt worden, Sakramente wie die Beichte und die Eucharistie werden wieder in Anspruch genommen, u.v.a.m. Der Glaube wird emotionaler, fröhlicher und gefühlsbetonter gelebt: So fällt es leichter, sich in die Hand Gottes fallen zu lassen.

„FOCUS“ ist eine andere Initiative, die aus den USA direkt hierher kommt. Es geht um die „Jüngerschaft“ an Universitäten. In den USA hat dieses Apostolat das kirchliche Leben wieder belebt. Mehr als ein Drittel der geistlichen Neuberufungen dort steht damit im Zusammen-hang. Mit einem Apostolat für junge Menschen, die dringend einer Begleitung in ihren wichtigen und oft aber einsamen und unsicheren Jahren benötigen. FOCUS ist aktuell in Düsseldorf und Passau aktiv und sucht nun eine Heimat auch hier im Großraum Berlin und den ehemals neuen Bundesländern.

„VALERE“ ist eine Initiative, die die sozialphilosophischen, geistig-politischen und werteorientierten Grundlagen unseres säkularen Ge-meinwesens wieder bewusst und präsent machen will. VALERE stellt einen Pool hochqualifizierter Referenten auch dem BKU-YouthClub zur Verfügung. Es geht um eine vitale Renaissance der „Vorausset-zungen“, von denen nach einem berühmten Diktum des Staatsrechtlers Ernst Böckenförde „der säkulare Staat lebt, die er selbst aber nicht schaffen kann.“
VALERE steht mit seinen drei Silben für
– Values = Werte,
– Leadership = Führung und
– Responsibility = Verantwortung.
VALERE ist ein lateinisches Wort und bedeutet zugleich „stark
sein“ und „gesund werden“. Aktuell veranstaltet die VALERE-Academy monatlich Clubabende in Berlin, Potsdam, Bonn und Frankfurt am Main. In München, Stuttgart, Dresden und Hamburg sind weitere VALERE-Clubs in Vorbereitung. Auch auf Usedom war VALERE schon mit zwei Veranstaltungen direkt am Ostsee-Strand zu Gast.
Zweimal im Jahr gibt es auch mehrtägige VALERE- Veranstaltungen. Trotz Corona haben wir in den vergangenen Jahren bereits 3 mehrtägige Seminare durchgeführt.
Wir planen auch eine Sommer-Akademie, um weitere VALERE-Referenten und -Moderatoren für dieses wichtige Anliegen zu gewinnen.
Wer VALERE-Veranstaltungen besucht, der erlebt Top-Referenten aus der Philosophie, den Politikwissenschaften, der Medizin und der Psychologie. Mann und Frau, Jung und Alt können bei VALERE mit vielen interessanten Leuten aus allen Schichten der Gesellschaft über die menschliche Person, die Grundwerte, Grundrechte und Grundgüter wie Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, die Strukturen von Staat und Gesellschaft, das Eigentum, das Gemeinwohl und eine gerechte Wirtschaftsordnung debattieren. Aber auch über die Frage, ob es Wahrheit und Wahrheiten überhaupt gibt, was das ist und wie Wissenschaft entsteht. Und was Ethik, Moral, Sitten und Gebräuche, Normen und Recht sind und woraus sie sich herleiten. VALERE vermittelt Orientierung und einen Kompass – für eine gerechte Ordnung von Staat und Gesellschaft, aber auch für ein persönlich gelingendes Leben mit guten Beziehungen.

Wir, verehrter lieber Herr Erzbischof, lieben die Kirche. Sie ist unsere Heimat. Für Katholiken ist sie der Leib Christi. Viele, ja die meisten von uns, leiden an den Spannungen, die in diesen Monaten aufgebrochen sind. Die grausamen und unfassbaren Verbrechen des sexuellen Missbrauchs treffen uns alle als getaufte Christen mitten ins Herz. Der Umgang mit den Betroffenen und den Tätern war vielfach desaströs und hat manches Leid und Leiden noch verschlimmert. Wir begrüßen eine zutiefst ehrliche Aufarbeitung all‘ dieser Taten, alle Versuche der Wiedergutmachung bzw. des Linderns von körperlichen und seelischen Leiden und alle Verbesserungen, wo immer diese notwendig und möglich sind.
Zugleich blicken wir mit Schmerz und Sorge auf die Driftung, die der Synodale Weg genommen hat, auf all‘ die inszenierte Empörung und vorwurfsvolle Emotionalität, die dort bei der letzten Sitzung die Spaltung auch unter den Hirten vertieft hat. Auch zu anderen Zeiten gab es in der Kirche immer wieder heftige Auseinandersetzungen. Die Frage der Unauflöslichkeit der kirchlichen Ehe, der Gleichsetzung der Ehe von Mann und Frau mit einer gleichgeschlechtlichen Verbindung, die Vermeidung der Geburt unerwünschter Kinder, die Skepsis gegenüber dem kirchlichen Lehramt als Garant der Einheit der Weltkirche, mit all dem hat sich beispielsweise auch das Konzil von Trient (1545 – 1563) befasst und zu einem Wort des Heiligen Augustinus, des Vater Europas, Zuflucht genommen: „Wenn Du meinst, Du könntest die Gebote Gottes nicht halten, dann bete und bitte darum und Du wirst es können.“
Abgewandelt lässt sich mit einem Wort eines großen Heiligen unserer Zeit sagen: „Die Krise der Kirche und unserer Zeit besteht darin, dass es an Heiligen fehlt“. Nicht die Verbiegung und Leugnung von Wahrheit und Wahrheiten, nicht die willfährige Anpassung an den Zeitgeist, nicht die grundlegende Veränderung von Ethik und Moral aufgrund von nicht mehr seinsgebundenen angeblichen Werten, sondern das Zwiegespräch mit dem persönlichen Schöpfergott und Erlöser macht frei und schafft Frieden. Das aber setzt einen lebendigen Glauben voraus. Und die Anerkennung, ja die Bejahung der Realität der göttlichen Schöpfungsordnung. „Es gibt keine Ethik ohne Metaphysik“, sagte Papst Benedikt XVI. sinngemäß am 22. September 2011 im Deutschen Bundestag.
Wir, die Kirche, werden es vielleicht noch erleben, dass die Kirchensteuer zur Disposition gestellt wird. Wenn man sich die Kosten des Synodalen Wegs in Höhe von 5,7 Millionen Euro bereits im Mai dieses Jahres anschaut, dann kann man verstehen, dass auch in unseren Rei-hen manche und mancher nicht mehr bereit ist, dies zu finanzieren. Die sog. Amtskirche als Steuergemeinschaft driftet hier in eine nächste Krise. Doch als Christen wissen wir, dass Krisen auch heilsam sein können. Das Christkind in der Krippe ist unser Hoffnungsträger: „Nicht Ihr habt mich gewählt, sondern ich habe Euch berufen.“ Gott sei Dank!

Herzlichen Dank!

Text: Richard Schütze | Bilder: Norman Gebauer