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Sozialverbände und ZdK fordern mehr Sozialpartnerschaft und Tarifbindung – breites katholisches Bündnis

Mit dem Beitritt des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zur „Erklärung von Münster zur Lohngerechtigkeit“ wächst das katholische Bündnis zur Stärkung der Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und der Tarifbindung. Bislang wurde es vor allem vom Bund Katholischer Unternehmer (BKU), der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Kolping-Initiative „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ getragen – nunmehr auch vom ZdK.

„Erklärung von Münster“ warnt vor Armut, niedrigen Renten und Überlastung der Staatskassen auch durch Tarifflucht

In der „Erklärung von Münster“ verweisen die Initiatoren auf die in den zurückliegenden Jahren gesunkene Tarifbindung von vormals 65 auf nunmehr nur noch 21 Prozent der Unternehmen. „Damit wankt eine Säule der Sozialen Marktwirtschaft, die Deutschland stark und stabil gemacht hat“, warnt die Initiative.

Denn die Folgen der Tarifflucht sind nicht nur Wettbewerbsnachteile für tarifzahlende Unternehmen, sondern auf Arbeitnehmerseite steigende Armut, besonders im Alter, geringe Sozialbeiträge für Renten- und Krankenversicherung und massiv steigende Staatszuschüsse.

Inzwischen sind 7 Millionen Menschen im meist tariflosen Niedriglohnsektor beschäftigt. „Das gefährdet den gesellschaftlichen Frieden und fördert Radikalisierung,“ so der KAB-Bundesvorsitzende Andreas Luttmer-Bensmann.

Politische Versprechen „Tarifbindung stärken“ rasch einlösen

Die Initiatoren begrüßen, dass die der Initiative gegebenen Versprechen einiger Politiker, „die Tarifbindung zu stärkensich tatsächlich in den Wahlprogrammen und im Koalitionsvertrag wiederfinden.

Sie erwarten von Regierung und Parlament eine entsprechende gesetzgeberische Umsetzung, „aber ohne bürokratischen Moloch – Stichprobenkontrolle statt Dokumentierungswahnsinn“, so der BKU-Bundesvorsitzende Dr. Martin Nebeling, der sich freut, dass es gelungen sei, interessenübergreifend eine gemeinsame Position von katholischen Unternehmer- und Sozialverbänden in einer wichtigen sozialpolitischen Frage zu formulieren.

Das habe in der Politik bereits Aufmerksamkeit erzeugt. „Tarifbindung in den unteren Lohngruppen reduziert die Bedeutung des Notnagels Mindestlohn, um den abseits der normalen Tariffindung gerungen wird.“

Katholische Soziallehre als Ideengeber für die Soziale Marktwirtschaft und Impfstoff gegen Radikalisierung       

Die „Erklärung von Münster zur Lohngerechtigkeit“ basiert gedanklich und spirituell auf einer fast vergessenen Kompetenz: der katholischen Soziallehre, „die zur gefundenen Gestalt des Sozial- und Wohlfahrtsstaates viel beigetragen hat“, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Katholikentag in Erfurt im Sommer 2024 attestierte.

Für die Katholische Soziallehre ist individuelle Hilfe für in Not Geratene selbstverständlich. Sie fordert darüber hinaus staatliche Regeln für Fairness und Gerechtigkeit ein, damit soziale Schieflagen erst gar nicht entstehen.

Die Katholische Soziallehre, die stark von der Enzyklika „Rerum novarum“ Papst Leo XIII.  geprägt wurde und die Papst Leo XIV. bereits ins Spiel gebracht hat, war Ideengeber der Sozialen Marktwirtschaft, die ebenfalls gefährliche soziale und gesellschaftliche Spannungen ausbalancieren will, um die Akzeptanz des politischen Systems zu sichern und politischen Radikalisierungen entgegenzuwirken.

Basisinitiative „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“: Katholische Verbände und das ZdK gehen verstärkt auf die Politik zu

Die „Erklärung von Münster“ geht zurück auf die Basisinitiative der Kolpingfamilie Everswinkel bei Münster „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ aus dem Jahr 2011. Konkrete Anlässe waren die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in der benachbarten Fleischindustrie, die Vergabe an nicht Tarif zahlende Wettbewerber bei Busleistungen und Weiterbildungsmaßnahmen ausgerechnet durch die Arbeitsagentur.

„Mit diesem Schulterschluss der katholischen Verbände werden wir nunmehr verstärkt auf die Politik zugehen“, so Werner Schniedermann, Gründer und Sprecher der Initiative.

Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK, sagt: „Nach dem Beschluss der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken werden wir das Anliegen kräftig unterstützen. Es wird Einfluss auf den Ausgang der nächsten Wahlen haben, wie die Sorgen der im Niedriglohnsektor arbeitenden Bevölkerung von der Regierung ernstgenommen werden – und ob es gelingt, Tarifflucht zurückdrängen.“

Mehr Infos zur Erklärung bei:

Werner Schniedermann
Sprecher, BKU/KAB/Kolping-Initiative „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“
werner.schniedermann@t-online.de
+49 173 704 71 75

Pressekontakt:

Marco Fetke
Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Bund Katholischer Unternehmer (BKU)
fetke@bku.de
49 155 668 92 775