Als Missionare in Deutschland: The Fellowship of Catholic University Students (FOCUS)

Die amerikanische „Fellowship of Catholic University Students“, kurz FOCUS, entsendet Jungakademiker nach Abschluss ihres Studiums an Hochschulen, um dort im Auftrag des örtlichen Bischofs junge Menschen in eine Beziehung mit Christus zu führen. Über seine eigene Geschichte und die von FOCUS berichtet hier David Hickson, Vorsitzender von FOCUS Deutschland und Direktor für Missionsentwicklung für FOCUS in Europa. Der Beitrag erschien zuerst im BKU Journal 1|2025.
Das Christentum und seine Spiritualität helfen der Welt und dienen ihr. So habe ich es gesehen und erfahren. Ich hatte ein utilitaristisches Verständnis des Christentums. Die Liebe und Barmherzigkeit Jesu und die Einladung, in Ewigkeit bei Gott zu sein, sind das, was die christliche Spiritualität ausmacht. Ich wusste allerdings nicht, dass man Gott besser kennenlernen kann. Dies ist ein kleiner Teil meiner Geschichte über einen modernen „FOCUS-Missionar“, der Fragen stellte, die dann seinen Lebensweg verändern sollten.
Ich ahnte nicht, dass der Blick durch meine Linse als professioneller Fotograf auf einer Konferenz den abenteuerlichsten Schritt in meinem verwirrenden Leben einleiten würde, nämlich meine Rückkehr zu Gott und Seiner Kirche. Damals war ich 26 Jahre alt und hatte seit meinem fünften Lebensjahr keine Beziehung mehr zu meinem leiblichen Vater. Aus diesem Grund war ich verbittert und böse auf Gott, konnte dies aber nicht richtig ausdrücken.
Manche behaupten, Gott wirkt nicht mehr so wie zu Zeiten der Bibel, andere sagen, es gibt ihn gar nicht. Ich hatte früher ähnliche Vorstellungen im Kopf und ließ die Angst vor dem Unbekannten mein Leben bestimmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich heute, dass er existiert und immer noch wirkt wie zu Lebzeiten Jesu.
Mein Leben begann sich zu verändern, als ich von einem jüngeren Mann, der gerade von der Universität kam, eine Frage gestellt bekam. Er war ein frisch verheirateter Laie, der an einer Universität als Missionar arbeiten wollte. Er lud mich ein zu beten und fragte, ob ich seiner Familie Geld spenden würde, damit er an der Universität missionieren könne. Ich sagte schließlich eine monatliche Geldspende zu, einfach, weil sie etwas taten, was ich nie tun würde. Sie folgten einem Ruf, vertrauten und baten um Hilfe. Einige Jahre lang achtete ich nicht besonders darauf, was sie taten, obwohl sie mir regelmäßig Rundbriefe per Post und ab und zu auch eine E-Mail schickten oder anriefen.
Damals war ich Lehrer für Spanisch und Französisch sowie Basketball- und Lacrosse-Trainer, diente Bedürftigen, bereitete mich auf mein Doktoratsstudium vor und hatte nebenbei ein erfolgreiches Fotounternehmen aufgebaut. Ich war sehr beschäftigt und hatte keine Beziehungen zu Menschen, die mich persönlich herausfordern würden. Der junge Missionar wurde unerwartet zu einem solchen Menschen.
Ich wurde eingeladen, bei dieser katholischen Veranstaltung für eine Organisation namens FOCUS Fotos zu machen. Zufällig war es dieselbe Organisation, für die dieser junge Missionar arbeitete. Damals waren über 5.000 Studenten bei einer Glaubenskonferenz über Neujahr. Ich hatte noch nie so viel Freude erlebt und gesehen, schon gar nicht durch meine Linse. Ich hatte schon viele Familien, Hochzeiten und Veranstaltungen fotografiert, bei denen die Menschen glücklich sein sollten, aber das hier war anders und nicht erzwungen. Die Neugierde drang in mein Herz.
In der Nacht der eucharistischen Anbetung hatte ich Fotos geschossen und war dann auf die Knie gefallen. Ich sprach das ehrlichste Gebet, das ich bis dahin in meinem Leben gesprochen hatte: „Ich wäre bereit, ‚meinen Weg‘ zu verlassen und Deinem Weg zu vertrauen. Wenn Du da bist, musst Du mich einfach lehren, denn ich weiß nicht, wie ich vertrauen kann – vor allem nicht so wie diese Leute. Und ich habe keinen Frieden in meinem Herzen, um innezuhalten und zuzuhören. Hier bin ich, sende mich.“
Gott begann, dieses Gebet durch den jungen FOCUS-Missionar zu beantworten. Mit der in mir geweckten Neugierde rief ich ihn an und fragte ihn, was er den Studenten erzählt. Er malte ein Bild, um es zu erklären: „Wenn du eine Freundin hättest, die du nur einmal in der Woche siehst. Wenn du bei ihr wärest, dann aber nur körperlich und nicht emotional, wie lange würde diese Beziehung dauern und warum?“ Ich konnte ganz klar antworten, dass sie nicht lange halten würde, weil ich offensichtlich nicht an der Beziehung interessiert sei. Dann fragte er: „Wenn ich fragen darf: Wie ist deine Beziehung zu Gott?“
Ich hatte jedoch noch nie an eine „Beziehung“ zu Gott gedacht, weil er so entfernt war. Er fragte weiter: „Nehmen wir an, du willst dieses Mädchen heiraten, was würdest du im Umgang mit ihr anders machen?“ Ich konnte die Frage mit Blick auf Faktoren wie Zeit, Aufmerksamkeit und Intention leicht beantworten. Dann verblüffte er mich: „Angenommen, du möchtest eine Beziehung zu Gott aufbauen, was würdest du dann tun?“
Ich war in einer gläubigen katholischen Familie aufgewachsen, hatte die Sakramente empfangen, konnte von Gott erzählen, aber ich konnte ihm keine Antwort geben. In meinem Hochmut fragte ich nur, was er denn seinen Studenten in dieser Situation sagen würde. Er antwortete mit einer Frage und sagte: „Wie lauten die verschiedenen Wörter für die Bibel?“ Ich antwortete mit „die gute Nachricht“, „die Heilige Schrift“, „das Wort Gottes“. Beim letzten Wort unterbrach er mich und sagte: „Genau: das Wort Gottes. Woher kommt dieses Wort?“ – „Aus dem Mund Gottes“, war meine Antwort. Er sagte dann, dass dieses Wort heute, gestern und in Ewigkeit dasselbe ist und in unser Leben spricht, wie es ein Vater tut oder tun sollte, und dass er eine Beziehung zu jedem von uns aufbauen möchte.
Dann erzählte er, wie er den Studenten an diesem Punkt hilft, mit Gott über die Heilige Schrift zu sprechen und sie zum regelmäßigen Gebet auffordert. Ich bat ihn, mich herauszufordern, und er lud mich ein, eine Passage dreimal hintereinander für insgesamt fünf Minuten durchzulesen, mit Pausen dazwischen. In diesen Pausen fragte er mich, worüber er als Vater in mein Leben als sein Sohn sprechen soll. Er forderte mich auf, dies zwei Wochen lang jeweils fünf Minuten lang zu tun.
Dadurch begann sich meine Sichtweise auf alles zu verändern. Ich hörte nicht mehr nur mit meinen Ohren, ich begann vielmehr mit meinem Herzen zu hören, dass mein Vater mit mir sprach. Der junge Missionar hatte etwas in mir geweckt, eine tiefe Sehnsucht nach einer Beziehung zu meinem himmlischen Vater. In diesem Moment habe ich mich auf den langen Weg gemacht, aus meiner Identität als Sohn heraus zu leben und nicht aus Angst, etwas für jemanden zu leisten, an den ich nicht ganz glaube. Was für ein Geschenk, das ich auszupacken begann und noch heute auspacke.
Deshalb bin ich dankbar für FOCUS, diese katholische Missions- und Jüngerschaftsorganisation, die diese Missionare ausbildet und aussendet, um jungen Führungskräften dort zu begegnen, wo sie sind, mit all ihren Freuden, Zweifeln und Lebensfragen.
FOCUS wurde 1998 in den Vereinigten Staaten von Curtis Martin auf Einladung von Erzbischof Chaput in Denver, Colorado, gegründet. Mit über 1.000 Vollzeit-Laienmissionaren erreicht FOCUS heute weltweit über 36.000 Studenten in Bibelgruppen. Seit 2016 ist FOCUS auf Einladung von Christoph Kardinal Schönborn OP auch in Europa tätig, und zwar in vier europäischen Ländern an acht verschiedenen Universitäten, und hat Einladungen von sieben weiteren Bischöfen erhalten.
Die Missionare versuchen, wie Jesus zu leben und einzuladen, mit dem großen Wunsch, die oft missverstandenen Wahrheiten des Evangeliums weiterzugeben. Missionare wollen den Menschen helfen, sich an das Wichtigste zu erinnern: unsere Familiengeschichte als Kinder Gottes und Seinen Ruf, die Mission, die er durch Jesus begonnen hat, weiterzuführen.
Das Evangelium, obwohl es unendlich tief ist und in seiner ganzen Breite nie vollständig erklärt werden kann, lässt sich gut in fünf einfachen Aussagen zusammenfassen:
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Wir waren mit Gott von Anfang an eng verbunden.
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Doch durch den Sündenfall ist unsere Beziehung zu ihm verwundet.
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Durch Jesu Liebesgabe am Kreuz ist uns vergeben.
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Gott lädt jeden persönlich ein, heute durch die Kirche von innen verwandelt zu werden, Gottes Geschenk anzunehmen und
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„Ja“ zu ihm zu sagen, indem auch wir unser Leben Gott hingeben und uns selbst verschenken.
Wenn wir unser Leben auf Christus bauen, bauen wir es auf Felsen, und die Entscheidungen, die wir treffen, können wir mit Gott besprechen und unsere Beweggründe überprüfen.
Die FOCUS-Missionare wollen zukünftigen Führungskräften die Möglichkeit geben, wie die Jünger auf dem Weg nach Emmaus dem Evangelium zuzuhören. Darüber hinaus sollten sie aber auch die Möglichkeit haben, ihre eigene Antwort darauf zu geben, denn das Evangelium verlangt eine persönliche Antwort im täglichen Leben. Die Früchte der FOCUS-Missionare sind seit 1998 in vielfältiger Weise sichtbar.
David Hickson