FDGO als gewachsenes Wertefundament: Neues Working Paper stellt sich der Leitkultur-Debatte

Die Vereinigung zur Förderung der Christlichen Gesellschaftslehre Ordo Socialis, wissenschaftliche Tochter des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), hat ein neues Working Paper herausgebracht.
In dem unter dem Titel Leitkultur und Moral: Philosophische Hintergründe eines politisch umstrittenen Begriffs (Download als PDF) erschienenen Beitrag erklärt Prof. Dr. Dr. Christian Göbel, Professor für Philosophie an der Assumption University (USA) und Dozent für Ethik an der Führungsakademie der Bundeswehr, warum eine Leitkultur kein nationalistisches Konzept, sondern als sittliche Werteordnung die Grundlage für eine stabile Demokratie ist.
Freiheitlich-Demokratische Grundordnung als gemeinsames Wertefundament
Göbel argumentiert, dass die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung (FDGO) auf einer tief verwurzelten Wertebasis ruhe. „Der Bürgergeist, den die CDU mit ihrem neuen Grundsatzprogramm fördern will, hat in der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung einen den deutschen Staat transzendierenden, universellen Werterahmen.“
Dieses Fundament sei nicht von Politikern konstruiert worden, sondern habe sich über Jahrhunderte entwickelt, indem es die sittliche Kultur des Menschen geformt und in eine tragfähige Gesellschaftsordnung überführt habe.
Antike Tugendethik, neuzeitliche Menschenrechtsethik und christliche Naturrechtsethik
Die FDGO stehe in einer langen Traditionslinie und verbinde antike Tugendethik, neuzeitliche Menschenrechtsethik und christliche Naturrechtsethik. Sie gewährleiste die Achtung der Würde jedes Menschen und setze sie ins Zentrum des Handelns.
Die deutsche katholische Friedensethik wiederum verbinde den Schutz der FDGO mit der Idee eines „Gerechten Friedens“, die wehrhafte Demokratie und Katholische Soziallehre zusammenführe. Konflikte sollten nicht nur verhindert, sondern durch wertebasierte Politik entschärft werden.
Doch diese Werte seien nicht selbstverständlich, sondern müssten vermittelt werden. „Um solche Kultur zu entwickeln, braucht es Bildung“, so Göbel. Neben Fachwissen sei eine sittliche und staatsbürgerliche Persönlichkeitsbildung entscheidend, um demokratische Prinzipien lebendig zu halten.
Migration und Kriminalität – eine Frage der Moral?
Das Working Paper befasst sich auch mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, darunter Migration und Kriminalität. Kriminalstatistiken zeigten, dass „zu viele Verbrechen in Deutschland von Menschen mit Migrationshintergrund begangen werden“. Armutskriminalität könne das Phänomen jedoch nicht hinreichend erklären: „Niemand ist Sklave seiner Umstände.“
Vielmehr spiele hier fehlende Vermittlung sittlicher Werte eine zentrale Rolle – Kriminalität sei keine Frage des Wohlstands, sondern der Moral. Schulen trügen eine besondere Verantwortung, insbesondere in der präventiven und integrativen Arbeit mit einkommensschwachen Migrantenfamilien.
Zur Gesellschaft gehört, wer sich zu den Grundwerten der FDGO bekennt
Die Frage der Leitkultur spiele ebenfalls eine Schlüsselrolle in der Integrationsdebatte. Das CDU-Grundsatzprogramm unterscheide zwischen einem fundamentalistischen Islam, „der unsere Werte nicht teilt“, und Muslimen, „die unsere Werte teilen“.
Wer sich zu den Grundwerten der FDGO bekenne, sei Teil der Gesellschaft. Gleichzeitig fordere das Programm Maßnahmen zur religiösen Bildung, etwa durch eine Imam-Ausbildung an deutschen Universitäten, um eine Werteintegration zu unterstützen.
Leitkultur als Grundlage gesellschaftlichen Zusammenhalts
Neben externen Herausforderungen durch Migration oder geopolitische Verschiebungen thematisiert Göbel auch innere Bedrohungen der FDGO. „Natürlich gibt es Antidemokraten nicht nur unter Islamisten.“ Extremistische Strömungen gefährdeten die Grundordnung ebenso von innen. „Die CDU fordert eine ‘wehrhafte Demokratie’.“ Der Rechtsstaat müsse entschlossen handeln, um seine Grundwerte zu verteidigen.
Göbels Fazit: Leitkultur ist kein Instrument der Abgrenzung, sondern der Integration. „Das erklärte politische Ziel der CDU ist ein gesellschaftliches: Zusammenhalt durch eine gemeinsam er- und gelebte Kultur.“ Wer die gemeinsamen Werte teile, sei eingeladen, Teil dieser Gesellschaft zu sein.