Ist Geld gerecht? Perspektiven aus Sozialethik und Theologie
Am 21. November 2024 luden die Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen und der Junge BKU zu einem Online-Talk ein, der der Frage nachging, ob Geld „gerecht“ sein kann.
Dr. Aleksandra Brand, Theologin an der Universität Luzern, beleuchtete das Thema Geld anhand zentraler Texte des Neuen Testaments. Sie hob hervor, dass der Umgang mit Geld dort oft in einem größeren theologischen und ethischen Zusammenhang steht. Brand legte unter anderem das Gleichnis vom ungerechten Haushalter (Lk 16,1–8) aus, in dem ein Verwalter trotz Betrugs klug und menschenfreundlich handelt, indem er in einer misslichen Situation Nächstenliebe übt.
Geld habe im Neuen Testament häufig eine symbolische Bedeutung: Es stehe für Erlösung, Gerechtigkeit oder Beziehungen. Das Weinberggleichnis beispielsweise thematisiere nicht Lohngerechtigkeit, sondern göttliche Vertragsgerechtigkeit. Jesu Haltung zu Geld sei dabei pragmatisch: Er habe Geld selbst verwendet und verdienen müssen, wie jeder andere Mensch auch. Es sei ein Werkzeug und kein Selbstzweck. Brand warnte abschließend vor dem biblisch verurteilten „Dienst am Mammon“, also der Überordnung von Geld über das Menschliche. Geld dürfe nicht gehäuft werden, sondern müsse stets dem Gemeinwohl dienen.
Mag. theol. Lars Schäfers, Generalsekretär von Ordo socialis – Wissenschaftliche Vereinigung zur Förderung der Christlichen Gesellschaftslehre e.V., betrachtete die Frage aus Sicht der katholischen Soziallehre und erläuterte, was Geld ist und welche Prinzipien dessen Verwendung lenken sollten. Schäfers definierte Geld volkswirtschaftlich als Tauschmittel, Wertaufbewahrungsmittel und Recheneinheit, das in einer arbeitsteiligen Wirtschaft unverzichtbar sei. Geld sei weder gut noch schlecht – entscheidend sei, wie es genutzt werde.
Er stellte drei Kriterien für „gerechtes“ Geld vor:
- Gerechter Erwerb: Geld müsse auf moralisch rechtmäßige Weise erworben werden. Betrug, Ausbeutung oder Umweltzerstörung seien mit der katholischen Lehre unvereinbar.
- Gerechte Verteilung: Extreme Ungleichheit widerspreche der Gerechtigkeit. Die Soziallehre fordere Solidarität und eine faire Verteilung von Reichtum.
- Gerechte Verwendung: Geld solle für das Gemeinwohl eingesetzt werden. Reichtum zu horten, während andere in Not leben, widerspreche der christlichen Ethik.
Schäfers skizzierte zudem die Entwicklung der katholischen Lehre zu Geld und Wirtschaft: Papst Leo XIII erklärte, dass Privateigentum gerecht sei, wenn es der Allgemeinheit diene. Papst Johannes Paul II würdigte die Marktwirtschaft als „wirksamstes Instrument für die Anlage der Ressourcen“, sofern sie durch das Recht reguliert werde. Papst Franziskus wiederum kritisierte, dass eine Wirtschaft, die Profit über die Würde des Menschen stelle, tödlich sei.
Ein herzlicher Dank gilt den Referenten, den Organisatoren Lioba Müller und Gabriel Rolfes sowie Moderator und BKU-Mitglied Cornelius Bolze!