BKU-Wallfahrt 2024: Auf den Spuren Josef Piepers
Die BKU-Wallfahrt 2024 stand ganz im Zeichen von Josef Pieper. Rund 30 Pilger aus unterschiedlichen Diözesangruppen des BKU und Gäste nahmen das Angebot des BKU-Arbeitskreises Christliche Spiritualität an und begaben sich auf eine geistliche Reise nach Münster, um dem Leben und Werk des Philosophen näherzukommen.
Die Wallfahrt begann an einem Freitagnachmittag (6. September) mit einem freundlichen Empfang bei den Alexianern im Zentrum von Münster. Der Hauptgeschäftsführer Sascha John sowie Dr. Jochen Reidegeld, Aufsichtsratsmitglied der Unternehmensgruppe, stellten anhand einer kurzen Präsentation die vielfältigen Aktivitäten dieses christlichen Gesundheitsträgers vor. Sie betonten das ausgewogene Verhältnis von christlicher Spiritualität und konsequenter Unternehmensführung, das den Alexianern ermöglicht, sowohl den Geist des „Samariters“ zu bewahren, als auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Nach dem Check-in im diözesanen Franz-Hitze-Haus und einer gemeinsamen „Brotzeit“ folgte ein inspirierender Vortrag von Prof. Dr. Berthold Wald zum Thema „Entproletarisierung! Josef Pieper über die soziale Frage“. Dabei bezog sich Prof. Wald insbesondere auf ein Exkurs-Kapitel in Josef Piepers bekanntem und erstmals im Jahr 1948 erschienenen Büchlein „Muße und Kult“. Prof. Wald, ein enger Weggefährte Piepers, gewährte den Teilnehmern tiefe Einblicke in das Leben und Denken dieses namhaften christlichen Philosophen, der zeit seines Lebens in Münster gewirkt hat. Eindrucksvoll schilderte er seine persönliche BezieHung zu Pieper. Wald betonte Piepers tiefe Verwurzelung im katholischen Glauben und seine Überzeugung, dass die Feier der Eucharistie von zentraler Bedeutung für ein gelingendes Leben sei. Der Abend klang mit Gesprächsrunden in gemütlicher Atmosphäre und einem von Dr. Klaus Molzberger zum Tagesausklang verfassten geistlichen Impuls aus.
Der Samstag begann mit der Feier der heiligen Messe im Tagungshaus. Nach dem Frühstück kamen die Wallfahrer in den Genuss eines weiteren Kurzvortrags von Prof. Wald über die Person und das Werk von Josef Pieper. Daran schloss sich die Fußwallfahrt an. Sie führte vorbei am nahegelegenen früheren Wohnhaus von Josef Pieper über den Friedhof mit den Gräbern der Familie Pieper hin zum Münsteraner Schloss und dem Universitätsgebäude, in dem Josef Pieper seinerzeit gelehrt hat. Anschließend kehrten die Pilger zum Mittagessen in die Privatbrauerei Pinkus Müller ein. Nach einer überaus interessanten Führung durch den Münsteraner Dom durch Dr. Christian Stenz ging es weiter durch die Innenstadt zur Schlussandacht in der Anbetungskirche St. Servatii, wo das offizielle Wallfahrtsprogramm mit einem sakramentalen Segen durch den Geistlichen Berater des BKU, Dr. Christian Stenz, endete.
Besonders beeindruckend wirkte die persönliche Beziehung zwischen den Herren Professoren Josef Pieper und Berthold Wald, die anhand von teilweise privaten Erzählungen in beiden Vorträgen zu erkennen war. Als junger Mann hatte Berthold Wald zeitweise im Haus von Josef Pieper gewohnt und konnte daher viele persönliche Einblicke und Beobachtungen teilen, die weit über eine akademische Würdigung hinausgingen. So erzählte Prof. Wald beispielsweise, dass Pieper Obdachlosen, die regelmäßig an seiner Haustür klingelten, einen Gutschein im Wert von 5 DM persönlich aushändigte, um in einem Laden in der Nähe Lebensmittel zu kaufen. Dabei nannte er sie humorvoll „seine Apostel“.
Prof. Wald zitierte auch Pieper, der zu einem festlichen Mahl gerne Wein trank, und seinen Studenten den Satz seines Lehrmeisters Thomas von Aquin nie vorenthielt: „Wenn einer sich wissentlich des Weines so sehr enthielte, dass er die Natur arg beschwerte, so wäre er nicht frei von Schuld.“
Prof. Wald hat uns und den BKU um finanzielle Unterstützung gebeten, damit die Gesamtausgabe von Josef Piepers Werk im Meiner-Verlag als OA-Ausgabe (open access) erscheinen kann.
Die Wallfahrt nach Münster war ein einmaliges Erlebnis. Der Spaziergang durch Münster und der Besuch verschiedener Stationen, die mit Pieper verbunden sind, machten das Wochenende zu einer erlebbaren Zeitreise. Die Kombination aus Vorträgen, Fußwallfahrt, gemeinsamen Gesprächen und Gottesdiensten bot den Teilnehmern die Möglichkeit, Leben und Werk von Josef Pieper aus einer sehr persönlichen Quelle kennen- und schätzen zu lernen.
Roland Farhat