27.05.19 | Festveranstaltung der DG Berlin-Brandenburg im Maltesersaal
Prominente Gäste waren als Experten für die „Seele des BKU und des Unternehmers“ der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch und der renommierte Psychologieprofessor Michael Linden. BKU-Mitglied Dr. Christian Matschke, Produktionsvorstand bei Berlin Chemie, und Wolfgang Gruhn, Gründungsmitglied des BKU in Berlin im Jahr 1984, rundeten mit ihren Beiträgen die Veranstaltung ab.
Zum Auftakt zelebrierte Erzbischof Dr. Heiner Koch gemeinsam mit Pfarrer Dr. Josef Wieneke, Geistlicher Berater des BKU Berlin-Brandenburg, ein Pontifikalamt; Koch sprach in seiner Predigt Europa als „Kontinent der Weitsicht“ an und empfahl - insbesondere vor dem Hintergrund von Europawahl, Brexit und zahlreichen weiteren Herausforderungen – „ein weites Sehen und ein aktives Hören auf den Heiligen Geist“.
Der Diözesangruppenvorsitzende Richard Schütze griff den Hinweis des Erzbischofs auf, dass mit Lydia eine Frau und Unternehmerin ganz wesentlich verantwortlich für das Wirken von Paulus und Barnabas in Europa und damit auch die Verbreitung des Evangeliums war. Schütze verband die Vergangenheit und Zukunft mit einem Ausblick auf Sinn und Aufgabe des BKU und zitierte aus der „Vision und Mission“ des Verbandes. Die einzige Wirtschaftsform, die in sach- und menschengerechter Weise Wohlstand, Nachhaltigkeit und Rechtsfrieden gewährleisten könne, sei die Soziale Marktwirtschaft. Diese mitzugestalten, auszubauen, immer mehr zu verwirklichen und zu verteidigen sei der BKU einst angetreten. Die Kardinaltugend des christlichen Unternehmers müsse Sachlichkeit als Ausfluss der Klugheit sein, die Maxime seines Handelns der Dienst an der Sache und damit auch am Menschen: „Mit den Füßen fest auf dem Boden verwurzelt, mit dem Kopf im Himmel beheimatet“, zitierte Schütze einen berühmten Heiligen. Wichtig für die Zukunft seien Bildung, Forschung und Innovation und als unverzichtbare Grundlagen allen gesellschaftlichen Handelns die Bewahrung der Personalität des Menschen, der Institution Familie und des Instituts des Privateigentums.
Marcus Wilp, DG-Vorsitzender aus Hamburg, überbrachte als Mitglied des Bundesvorstandes die Grüße des gesamten BKU. Der BKU in der Hauptstadt sei wichtig, um hier die Fahne der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität hoch zu halten und ein Flaggschiff für die Ideen des BKU zu sein, sagte er.
Dr. Matschke beschrieb in seinem Impuls das christliche Menschenbild und Christus selbst als prägend. Christus erlaube eine relativierende Perspektive auch auf die eigenen Schwierigkeiten. Mit Standortrisiken und –nachteilen habe auch der Heiland ganz vergleichbar mit denen, wie sie heute auch in Berlin und Deutschland zu Tage träten, umgehen müssen; ebenso sei Er sehr intensiv auch mit menschlich sehr unterschiedlichen Charakteren, Stärken und Schwächen konfrontiert gewesen. Unter römischer Besetzung und mit einem „diversifizierten Team aus Zauderern, Zögerern, Machern und Verrätern“ hätte Christus dennoch immer den inneren Frieden bewahrt. Er habe als einziger und einzigartiger „Unternehmer“ auch die Paradoxa von Führen und Folgen sowie Demut und Stärke auflösen können, die sich als zentrale Herausforderungen jedem Unternehmer stellten.
Zum Abschluss des spannenden Abends räumte der Psychiatrie und Psychotherapie praktizierende Arzt und Hochschullehrer Prof. Linden zunächst mit der Vorstellung auf, psychische Krankheiten nähmen immer mehr zu, wären ohne Abhilfemöglichkeiten und seien auch stets die „Schuld“ von Vorgesetzten und betrieblichen Abläufen. Ca. 25% der Menschen litten an psychischen Störungen, was aber angesichts der Tatsache, dass heutzutage oft ohne hinreichende Sachgründe krankgeschrieben werde, kein Grund zur Beunruhigung sein solle. Arbeit mache nicht krank, sondern bewirke meist das Gegenteil. Dass man von Arbeit ermüdet werde oder sie zuweilen auch als schwierig bezeichne, sei selbstverständlich. Allerdings müsse man posttraumatische Stresserkrankungen ebenso wie Verbitterungsstörungen ernstnehmen und auch behandeln. Linden vertrat „aus ärztlicher Sicht“ die Meinung, dass ein „katholisches Gerechtigkeitsmodell“, in dem jeder das bekomme, was er benötige (im Gegensatz zur sozialistischen Gerechtigkeit, in der jeder das Gleiche erhalten solle) ebenso wie die katholisch/lutherische Weltanschauung (im Leiden Christus zu erkennen und sich im Unternehmen auch als eine Familie zu verstehen) gegenüber anderen Weltanschauungen deutliche Vorteile für die psychische Gesundheit und damit die Nachhaltigkeit einer Wirtschaftsordnung aufweise.
Wolfgang Gruhn, BKU-„Urgestein“, berichtete von den Anfängen der Arbeit in Berlin. Vor 35 Jahren hätten die seinerzeit 7 Gründungsmitglieder noch „Herrenabende“ in den eigenen Räumlichkeiten veranstaltet. Seinerzeit sei es mit tatkräftiger Unterstützung des BKU gelungen, das Gemälde des in der NS-Zeit verfemten Malers Otto Dix „Unsere Liebe Frau mit dem Stacheldraht“ auf Wunsch des damaligen Berliner Erzbischhofs Joachim Kardinal Meissner zum Preis von 600.000 DM zu ersteigern. So könne das Gnadenbild in der Berliner Kirche „Maria, Königin des Friedens“, einem renommierten Wallfahrtsort, ausgestellt werden.
Der gelungene Abend klang in geselligem Beisammensein mit vielen Gesprächen bei guten Getränken und schmackhaften Häppchen aus.
Bericht: Ansgar Elfgen, Jan-Philipp Görtz, Richard Schütze
Fotos: Norman Gebauer