Maschinenfabrik Breyer in Singen: Immer nah an den Menschen – Mitarbeitern, Kooperationspartnern, Kunden.
Erste Prioritäten der Firma Breyer in Singen sind schon bei der Ankunft augenscheinlich. Die modernste Industriehalle, raumhoch verglast, direkt neben dem Eingangsfoyer gelegen – sie gehört den Auszubildenden. Kein Wunder, dass Fachkräftemangel hier ein Fremdwort ist. Der Mittelständler mit knapp 300 Mitarbeitern ist attraktiv für Nachwuchskräfte; über 10% der Belegschaft sind Auszubildende.
9:30 Uhr am Freitagmorgen, auf dem Parkplatz Autokennzeichen aus der Region Stuttgart, für eine BKU-Veranstaltung ungewöhnlich früh. Aber schließlich wollen wir ja auch sehen, wie die großen Kunststoff Extruder-Anlagen hergestellt werden, die hochpräzise Tuben, Platten oder Folien produzieren, beispielsweise für die Verpackungs-, Elektronik- oder Solarindustrie; 80% davon für den Weltmarkt.
Die DNA des Unternehmens
Zuvor jedoch stellen die beiden Geschäftsführer, Jürgen Gulde und Silas Mostowski, das Unternehmen vor. Technik und Zahlen sind das eine, langfristig entscheidender ist die DNA der Firma. Wie gelingt es, innovativ am Ball zu bleiben, zyklische Schwankungen abzupuffern sowie den Geist und die Zukunft des Familienunternehmens zu sichern? Eine Antwort heißt Lernunternehmen, ein Konzept, das mit sporadischer externer Unterstützung durch Dr. Geiselhart schon über Jahrzehnte verfolgt wird, und nicht nur Menschenbild und Führungstugenden meint, sondern ein tiefes Verständnis von Systemzusammenhängen und praktisches Tun. Die andere hat viel mit der Familie Breyer zu tun, mit Wertvorstellungen und mit einer Eigentümer- und Beiratsstruktur, die unternehmerische Kontinuität sichert, auch mal mit familienfremden Geschäftsführern.
Exemplarisch zeigt sich das in der Person des sehr jungen Geschäftsführers Silas Mostowski, Enkel des BKU-Mitglieds und langjährigen Geschäftsführers Walter Breyer. Als ihm die Oberschule zu langweilig wurde, begann er kurzerhand eine technische Lehre im Unternehmen, irgendwann später folgte doch noch ein Studium. Mit der Zeit und über Leitungsfunktionen in Planung, Steuerung und Fertigung brach zunehmend sein Unternehmer-Gen durch; dazu die Überzeugung seiner Geschwister, dass er wohl schon der Richtige sei, um irgendwann die Geschäfte zu übernehmen. In die Wiege gelegt oder gar erwartet war das alles nicht, es hat sich einfach entwickelt. Noch ist er neu in seiner Rolle, aber in einer stabilen Organisation und Unternehmenskultur.
Die Idee des Lernunternehmens
Der Nachmittag diente der Vertiefung der Ideen des Lernunternehmens, zusammen mit Dr. Helmut Geiselhart, das aber wäre ein eigener Beitrag. Für die etwa 20 Teilnehmer jedenfalls war es ein äußerst anregender Tag. Für den Heimweg empfing uns dann ein wunderbar sonniger Herbstnachmittag, der Lust auf den nahen Bodensee machte.
Reinald Wolff, DG Stuttgart