Auf den Spuren jüdischen Lebens und Wirtschaftens

Pater Rieder SJ erzählt unter anderem vom sonntäglichen Kirchgang aller Internatsschüler. Bild: Reinald Wolff

Benediktinerkloster mit Industriegeschichte und Spuren von Kaufmannsschicksalen in mittelalterlichen Gassen: Vom Sommertreffen der BKU-Diözesangruppe Stuttgart berichtet Reinald Wolff, stellvertretender Vorsitzender der Stuttgarter DG.

St. Blasien, im tiefen Südschwarzwald gelegen, zeigt sich von seiner besten Seite: der imposante Dom, das Jesuiten-Kolleg im ehemaligen Kloster und der propere Ortskern bei herrlichem Sonnenschein.

Etwa 20 BKUler und Gäste, auf den Stufen des Doms sitzend, staunen nicht schlecht über die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters, die uns Gebhard Kaiser vom Freundeskreis Jüdisches Leben Waldshut-Tiengen nahebringt: gegründet 948, unter wechselnden Herrschaften, geführt von einflussreichen machtbewussten Äbten, mehrfach abgebrannt oder zerstört, letzte Blüte unter Fürstabt Martin Gebert, im Zuge der Säkularisierung 1806 aufgelöst.

1808 begann dann eine ganz andere „Karriere“ des Hauses: als Industriebetrieb. Wesentlichen Anteil daran hatte David Freiherr von Eichthal, geboren David Seligmann, der sich vom Banker zum Investor und später zum Fabrikbesitzer entwickelte. Wirren und verschiedene industrielle Geschäfte prägen die Geschichte des alten Benediktinierklosters. 1934 startet ein erster kurzer Internatsbetrieb. Nach dem Krieg 1946 kommt es zum mühsamen Neubeginn, als das Kolleg St. Blasien in die altehrwürdigen Gemäuer einzieht.

Engagement gegen das Vergessen

Anschließend geht es in den Festsaal des Kollegs, wo uns Kollegsdirektor Pater Rieder SJ (Nachfolger von Pater Mertes SJ) begrüßt und wir von Alena Bauer und Johannes Heitmann erfahren, was Schüler „Gegen das Vergessen“ ehemaliger jüdischer Bürger in St. Blasien geleistet haben – davon zeugen unter anderem Stolpersteine im Ortskern und am Kolleg. Für diesen Seminarkurs gewannen die beiden Referenten den Deutschen Lehrkräftepreis 2023.

Alena Bauer und Johannes Heitmann stellen ihr Schulprojekt vor. Bild: Reinald Wolff

Nach der eindrucksvollen Führung von Pater Rieder durch das ferienbedingt kurzzeitig verwaiste weitläufige Kolleg, mit Abschluss im strahlend weißen Dom, sind wir geistig gesättigt und freuen uns auf ein sommerliches Mittagessen im Freien im nahen Häusern.

Am Nachmittag dann ein Ortswechsel: Tiengen mit seiner 500-jährigen Geschichte jüdischer Bewohner. An sie erinnern goldfarbene Stolpersteine und Inschriften an Hauswänden, vor allem aber die Geschichten erfolgreicher Händler- und Kaufmannsfamilien – aber auch manch unrühmliche Episode aus der Nazizeit.

Erschreckend, wie schnell ein vormals ziemlich friedliches Zusammenleben zerstört werden kann. „Gegen das Vergessen“ bleibt (gerade heute?) aktuell.

Lohnender BKU-Ausflug in den äußersten Süden von Baden

Davon erzählt Gebhard Kaiser sehr anschaulich beim Rundgang durch die mittelalterlichen Gassen – bald zunehmend bedroht von aufziehenden dunklen Wolken am Himmel.

Einen kurzen Regenguss später, nun wieder hochsommerlich sonnig, zieht es uns zum Abschluss in ein Straßen-Café. Wir lassen die vielen Eindrücke wirken, plaudern und erholen uns vor der Rückfahrt noch ein wenig bei Eiskaffee und anderen Erfrischungen.

Es war ein lohnender Ausflug in den äußersten Süden von Baden. Danke an alle, die uns so engagiert und sachkundig begleitet und so manche Einsicht vermittelt haben, die selbst Kundigen neu war.

Reinald Wolff, DG Stuttgart

Aktuelles

// „Jede Idee ist es wert, geprüft zu werden“: Einblicke in das METTEN-Geheimrezept

Dr. Michael Metten, Geschäftsführer von METTEN Stein+Design, gab im sechsten BKU-Abendgespräch Einblicke in die Entwicklung zementfreier Betonsteine und diskutierte die Herausforderungen und Chancen für nachhaltiges Bauen. Dabei hob er hervor, wie unkonventionelle Innovationsideen und christliche Werte den Weg in die Zukunft weisen – auch angesichts bürokratischer Hürden und steigender Materialkosten.

// Spiritualität, Vernetzung und Strategie: Bericht von den UNIAPAC-Besinnungstagen 2024

Die internationalen Besinnungstage der UNIAPAC vereinten christliche Unternehmer aus ganz Europa im ungarischen Esztergom, um über den gemeinsamen Weg und die Herausforderungen christlich motivierter Unternehmensführung zu diskutieren. Spirituelle Vertiefung, kultureller Austausch und strategische Zukunftsfragen standen dabei im Mittelpunkt.

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