Industriestandort Deutschland: Quo vadis? BKU-Abendgespräch mit Christian Rast

Industriestandort Deutschland: Quo vadis? BKU-Abendgespräch mit Christian Rast

Beim jüngsten BKU-Abendgespräch am Donnerstag, dem 06. Juni 2024, begrüßte der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) Christian Rast, den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Moderiert wurde die Veranstaltung von Daniel Trutwin, BKU-Bundesvorstandsmitglied. Rast diskutierte über die Zukunft des Industriestandorts Deutschland und beleuchtete dabei zentrale Herausforderungen und Chancen.

Christian Rast begann seinen Vortrag mit dem Hinweis, dass niemand die Zukunft genau kenne. Daher betonte er umso mehr die Notwendigkeit von Flexibilität gegenüber starren Planungen und systematischem statt schlaglichtartigem Denken. Er unterstrich, dass Szenarienplanung anstelle von starren 4-Jahres-Plänen notwendig sei, um auf die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit flexibel reagieren zu können.

Deglobalisierung und geopolitische Spannungen

Rast betonte das Problem steigender Energiekosten, die durch den Krieg in der Ukraine und die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten verursacht werden. Auch die Logistikprobleme aufgrund globaler Konflikte und die Kosten der Deglobalisierung stellen erhebliche Herausforderungen dar.

Er hob hervor, dass Deutschland in den letzten Jahren stark von der Globalisierung profitiert habe, aber auch die Herausforderungen durch geopolitische Spannungen und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen beachten müsse.

Rast unterstrich zudem, dass die steigenden Lohn-Preis-Spiralen sowie die zusätzlichen Kosten durch Nachhaltigkeitsinitiativen wie das Lieferkettengesetz immense Herausforderungen darstellen.

Bürokratische Regelungen bremsen den Markt

Er betonte, dass die – für den Verbraucher aufgrund von Preissteigerungen unbequeme, aber für effektiven Klimaschutz notwendige –Internalisierung externer Kosten bisher nur unzureichend erfolge und stattdessen bürokratische Regelungen den Markt bremsten.

Besonders hob er die Notwendigkeit einer Veränderung in der Migrationspolitik – hin zu mehr Steuerung – hervor: „Wir brauchen Migration, aber nicht in unsere Sozialsysteme, sondern in unseren Arbeitsmarkt“.

Die demografische Entwicklung, so Rast, untergräbt die Nachhaltigkeit der Gesundheits- und Rentensysteme und erfordert dringend umfassende Reformen.

Er kritisierte die Illusion eines arbeits- und verantwortungsfreien Wohlstands und betonte die Notwendigkeit von Reformen im Gesundheits- und Rentensystem.

Subsidiarität statt Bürokratie und Überregulierung

Ebenso kritisierte Rast die wachsende Tendenz, bei Problemen sofort den Staat zu rufen, und betonte, dass dies zu einer Überforderung des Staates und einer Missachtung des Subsidiaritätsprinzips führe. Der Umverteilungsstaat müsste infolgedessen oft mehr korrigieren, als er zuvor geregelt habe.

Rast forderte darum eine stärkere Berücksichtigung des – auch in der katholischen Soziallehre zentralen – Subsidiaritätsprinzips in der Politik und betonte, dass eine gute Ordnungspolitik die besten Voraussetzungen für unternehmerische Freiheit und wirtschaftlichen Erfolg schaffe.

Besonders im Hinblick auf die wachsende Rolle des Staates in der Wirtschaft hob Rast hervor, dass Bürokratie und Überregulierung abgebaut werden müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Cybersicherheit und Technologie-Regulatorik

Rast sprach auch über die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation. Er hob hervor, dass Daten das „neue Gold“ seien und betonte die Notwendigkeit einer robusten Cybersecurity. „Wir werden ein fundamental neues Zeitalter erleben,“ sagte Rast und betonte die großen Chancen, die technologische Fortschritte bieten, aber auch die regulatorischen Herausforderungen, die damit einhergehen.

Er wies darauf hin, dass Cyberkriminalität drastisch zunehmen wird, je mehr eine Gesellschaft digitalisiert ist. Dies erfordere nicht nur eine nationale, sondern eine globale Regulatorik, da diese Herausforderungen grenzüberschreitend seien.
„China speichert pro Tag 180 Mal so viele Daten wie Deutschland. Daten sind das neue Gold,“ betonte Rast und wies auf die enormen wirtschaftlichen Vorteile hin, die datenbasierte Geschäftsmodelle bieten.

Rast: „Wir sind immer dann gut, wenn wir richtig unter Druck sind,“

Zum Abschluss betonte Rast die Notwendigkeit, dass der Druck auf die Politik wachsen müsse, damit die richtigen Themen angegangen und nachhaltige Lösungen gefunden werden können. „Wir sind immer dann gut, wenn wir richtig unter Druck sind,“ fügte Rast hinzu.

Er appellierte an Unternehmer, sich aktiv mit den bevorstehenden Herausforderungen auseinanderzusetzen und betonte, dass die Katholische und das Unternehmertum im BKU hervorragend verknüpft seien, um diese Herausforderungen zu meistern.

Glauben, so Rast, sei nicht „Wissen ohne Fakten“, sondern – gerade in der Kombination aus Katholizismus und Unternehmertum „extrem wichtig, um Dinge in die richtige Richtung zu verändern“.

Bild: adrienguh/Unsplash

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