Festabend „75 Jahre BKU“: Plädoyers für Freiheit, Verantwortung und Werte

Festabend „75 Jahre BKU“: Plädoyers für Freiheit, Verantwortung und Werte

Auf dem Festabend „75 Jahre BKU“ in Berlin plädierten Erzbischof Dr. Heiner Koch, Dr. Martin Nebeling (BKU), Ralph Brinkhaus (CDU), Sigrid Marz (UNIAPAC), Prof. Dr. Ulrich Daldrup und Prof. Dr. Peter Schallenberg für Freiheit, Verantwortung und Werte. Fazit des Abends: Das Duo Soziale Marktwirtschaft und katholische Soziallehre hat als unternehmerischer und politischer Kompass noch längst nicht ausgedient.

Den Festabend anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) eröffnete am Freitag, dem 3. Mai 2024, ein feierlicher Gottesdienst in der Kirche St. Thomas von Aquin in der Katholischen Akademie in Berlin mit dem Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch.

In seiner Predigt betonte Erzbischof Koch die Bedeutung der Entscheidung für den christlichen Glauben: sowohl die Entscheidung Jesu für uns als auch die Entscheidung des Einzelnen für ein Leben zusammen mit Gott und der Gemeinschaft der Gläubigen.

Erzbischof Koch: Entscheidung und Bindung statt zeitgeistiger Unverbindlichkeit

„Binde dich nicht, bleib flexibel, verpasse nichts, lebe unentschieden, lebe unverbindlich!“ – so fasste Erzbischof Koch die Devise unserer Zeit im Kontrast dazu zusammen.

Besonders Verbände wie der Bund Katholischer Unternehmer, der in seinen 75 Jahren unzählige verantwortliche und entscheidungsbereite Unternehmer erlebt hat, seien dementgegen Institutionen der Verbindlichkeit, Entscheidung und wirtschaftlichen, sozialen sowie politischen Führungskompetenz.

Entscheidung und Bindung hingegen – ob für eine Aufgabe, einen Menschen oder an Gott und die Kirche – fordere stets Verzicht, rief Erzbischof Koch in Erinnerung. Es sei jedoch umso mehr „eine große Gnade“, nicht nur an die große Entscheidung Christi für uns glauben zu dürfen, sondern auch Sicherheit und Orientierung aus ihr schöpfen zu können.

BKU-Vorsitzender Nebeling erinnert an die Säulen der katholischen Soziallehre

Nach dem Empfang in der Katholischen Akademie Berlin folgten sodann die Festreden des Abends, die der BKU-Bundesvorsitzende Dr. Martin Nebeling selbst mit einem geschichtsbewussten wie zukunftsgewandten Redebeitrag eröffnet.
Es gelte immer wieder daran zu erinnern, dass sowohl die Soziale Marktwirtschaft als auch die katholische Soziallehre einer stetigen Neuauflage bedürften, so Nebeling.

„Nicht nur weil beides immer wieder in Vergessenheit gerät, sondern weil wir so viele Themen haben, die unsere Wirtschaft beschäftigen. Die Rente muss dringend neu aufgesetzt werden, der Fachkräftemangel fordert Lösungen, die nicht einfach sind, Energie- und Nachhaltigkeitsthemen, aber auch das Stichwort Bürgergeld, um nur einige wenige zu nennen, fordern Antworten.“

An allen diesen Stellen könne und müsse der BKU sich mit seinem besonderen Blickwinkel auf der Grundlage der Prinzipien der katholischen Soziallehre einzubringen: „Wer, wenn nicht wir, ist gefordert, hier die Abwägung von Solidarität, Subsidiarität, Personalität, Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung in die Diskussion einzubringen – und an diese Säulen der katholischen Soziallehre zu erinnern?“

Ralph Brinkhaus: „Soziale Marktwirtschaft braucht festes Wertefundament“

Auch der zweite Festredner des Abends, der CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemaliger Vorsitzender der christdemokratischen Bundestagsfraktion, betonte die Soziale Marktwirtschaft als Grundlage der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung der – dieses Jahr gemeinsam mit dem BKU ihr 75-jähriges Jubiläum feiernden – Bundesrepublik Deutschland: „Die Soziale Marktwirtschaft hat uns gut durch 75 Jahre Bundesrepublik getragen. Sie war und ist das Fundament von Freiheit, Sicherheit und Wohlstand.“

Gleichsam stellte Brinkhaus klar, dass Freiheit, Sicherheit und Wohlstand nicht von Bedingungen leben, die sie eigenmächtig hervorbringen können: „Die Soziale Marktwirtschaft ist aus sich heraus nicht alleine lebensfähig. Sie braucht ein festes Wertefundament, die Fähigkeit zum Ausgleich und zum Kompromiss, die Einsicht, dass sich veränderte Zeiten veränderte Antworten verlangen und vor allem Menschen, die dies alles leben.“

Besonders die Würde des Menschen als Ebenbild und Geschöpf Gottes hob Brinkhaus hervor. Unter Rekurs auf einen Ausspruch Konrad Adenauers forderte der CDU-Politiker, dass die Politik den Menschen so nehmen müsse, wie er ist – und nicht den Anspruch erheben dürfe, den „perfekten Menschen zu bauen“.

UNIAPAC-Vorstand Sigrid Marz: „Europa braucht den BKU!“

Überraschungsgast Sigrid Marz, Vorstandsmitglied der weltweiten christlichen Unternehmervereinigung UNIAPAC, bereicherte den Festabend um eine internationale christliche Stimme.

Wie Marz in ihrer spontanen Festrede bekanntgab, möchte sich der Verband UNIAPAC – in dem auch der Bund Katholischer Unternehmer Mitglied ist – fortan auch in einem laut Marz vom „Neoliberalismus“ geprägten Europa stärker engagieren. „Europa braucht den BKU“, so Marz.

Dabei zählt sie auf die Unterstützung des BKU – es seien nicht zuletzt deutsche Unternehmer, die international oft soziale Marktwirtschaft vorlebten. Marz erinnerte zudem daran, dass die Lage politischer Christen in der EU angesichts der fortschreitenden Säkularisierung Europas eigentlich gar nicht so neu sei.

Vielmehr hätten Christen schon in der Gründerzeit der Europäischen Union mit ihnen weltanschaulich bisweilen diametral gegenüberstehenden Partner zusammenarbeiten müssen.

Daldrup fordert Renaissance von Freiheit, Verantwortung, Mut und Marktwirtschaft

Die bereits vierte Festrede des Abends gab der ehemalige Aachener Bürgermeister Prof. Dr. Ulrich Daldrup. „Was dieses Land nötig hat, ist eine Rückbesinnung auf die Marktwirtschaft, individuelle Freiheit, Mut und Eigenverantwortung gepaart mit Optimismus.“

„Gott sei Dank“, so Daldrup, würden noch immer viele Unternehmer diese Haltung Tag für Tag vorleben. „Sie treibt der Glaube an, dass der nächste Tag noch besser werden kann als der heutige.“

„Dafür treffen sie Entscheidungen und gehen ins Risiko, nehmen dafür schlaflose Nächte in Kauf, und nicht selten steht dabei das eigene Vermögen im Feuer. Denn anders als Politiker und Manager vereinen Unternehmer das Prinzip von Entscheidung und Haftung in ihrer Person“, betonte Daldrup.

Neben Daldrups pointierter Kritik an entgrenzter EU-Bürokratie überzeugte das Publikum nicht zuletzt eine humorige Anekdote darüber, wie der drei Jahrzehnte lang in der internationalen Zusammenarbeit tätig gewesene Wissenschaftler und Politiker einst den kubanischen Kommunistenführer Fidel Castro – mehr oder weniger erfolgreich – von der Sozialen Marktwirtschaft überzeugt hatte.

Schallenberg ruft Wirtschaft und Politik „Kern europäischer Moral“ ins Gedächtnis

Einen würdigen wie humorvollen Schlusspunkt setzte dem Festabend der Paderborner Sozialethiker und Moraltheologe Prof. Dr. Peter Schallenberg in seinem rasanten Kurzvortrag über die Ethik unternehmerischen Handelns.

Unter anderem unter Bezug auf Kant, Platon, Sophokles, Augustinus, die Franziskaner und Papst Benedikt XVI betonte Schallenberg die tragenden Unterscheidungen europäischer Ethik: Praxis und Poiesis sowie bios und zoé.

Nur die Differenzierung zwischen herstellendem und ausdrückendem Handeln, quantitativem und qualitativem Leben, so Schallenberg, ermögliche ethisches Unternehmertum – zumal herstellendes Handeln und quantitatives Leben allein keinen moralischen Wert für sich darstellten.

Den „Kern dessen, was wir europäische Moral nennen“ erkannte Schallenberg in einem Zitat aus der sophokleischen „Antigone“: „Nicht mit-zu-hassen, sondern mit-zu-lieben bin ich geboren!“

Am Ende des – vom BKU-Vizevorsitzenden Andree Brüning unterhaltsam moderierten – Festabends zeichnete sich ein deutliches Fazit ab: Ausgedient haben weder die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft noch die der katholischen Soziallehre. Dasselbe gilt dementsprechend auch für den Bund Katholischer Unternehmer, zu dessen DNA beide gehören.

Bericht: Marco Fetke
Bild: Norman Gebauer

Link zu den Bildern von dem Festabend und der Jahrestagung des Jungen BKU

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