Kirche muss und kann sich neu erfinden

„Die aktuellen Zahlen der Austritte aus der Katholischen Kirche sind das Abbild einer dramatischen Entwicklung, die aber umkehrbar ist, wenn sich die Kirche zur strukturellen und spirituellen Erneuerung bereit zeigt.“ So reagiert der BKU Vorsitzende Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel auf die aktuell veröffentlichten Austrittszahlen. Hiernach haben im vergangenen Jahr nahezu 360.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Der bisherige Höchstwert aus dem Jahre 2019 lag bei etwa 273.000 Austritten.

„Die Probleme, die den Austritten zugrunde liegen, sind vielschichtig“, ergänzt Hemel. Die erschreckenden Berichte über sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung in der Katholischen Kirche veranlassten viele Menschen, die Kirche zu verlassen. Andere wendeten sich wegen des Finanzgebarens kirchlicher Amtsträger ab. Neben einer Führungskrise der Kirche stellt Hemel aber auch eine zurückgehende Lebendigkeit im Leben der Gemeinden fest: „Die Orte, an denen Menschen Kirche als Heimat erfahren haben, haben oft an Attraktivität verloren.“ Dort dominiere zu oft Ängstlichkeit statt Glaubensfreude. Statt Aufbrüche zu wagen stelle man Sparzwänge in den Vordergrund. Zu einer guten Führung würde es aber gehören, das viele Positive in Bildung und Erziehung, in Pflege und Sozialarbeit, in Jugend und Seniorenarbeit hervorzuheben, was die Kirche leiste.

Auch als Arbeitgeber sei die Kirche für viele Menschen nicht mehr so interessant, wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Trotz einer angemessenen Vergütungsstruktur liege die Kirche in den Rankings zur Arbeitgeberbeliebtheit weit hinten und sei vom Fachkräftemangel in besonderer Weise betroffen. Dabei habe die Kirche wegen der wirklich sinnvollen Arbeit, die in ihren Einrichtungen geleistet werde, an sich gute Chancen auf einem Arbeitsmarkt, bei dem es immer mehr um Sinn und Purpose gehe.

Hemel fordert, dass die Kirche auch ihre Rolle in der Öffentlichkeit neu finden müsse: Vom „Gewissen der Nation“, als das sie sich früher verstanden habe, müsse sie zu einer kompetenten und kontroversen „Akteurin der Zivilgesellschaft“ werden. Die Kirche müsse das Bewusstsein gewinnen, das sie durchaus mehr ist als die notwendige Aufklärung der Missbrauchstaten. Darüber hinaus gelte es, nicht immer alles nur negativ und hoffnungslos zu sehen, sondern positiv darauf zu schauen, wie sich die Kirche entwickeln könne. „Die Gemeinden, Verbände und Sozialbetriebe können Inseln der Hoffnung sein, Ankerpunkte der Inklusion und Sinnbild eines guten Miteinanders. Wenn wir uns auf diese Aspekte der Hoffnung, der Inklusion und des guten Miteinanders fokussieren, haben der Glaube und die Kirche eine Zukunft“, betont Hemel.

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