Dr. Jens Kreuter war Bundesbeauftragter für den Zivildienst und baute nach der Aussetzung des Wehr- und Zivildienstes den Bundesfreiwilligendienst auf. Als Geschäftsführer von Engagement Global organisiert und unterstützt er in großem Maßstab bürgerschaftliches Engagement weltweit.
Ein soziales Jahr hat für Kreuter vier positive Auswirkungen:
1. „Lerndienst“, der keine Konkurrenz zu den vorhandenen Arbeitsplätzen ist;
2. Ausbildungsorientierung, die das verlorene „Arbeitsjahr“ für die jungen Leute und die Arbeitgeber durch gewachsene Sozialkompetenzen kompensiert;
3. Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung, dadurch auch Berufsorientierung;
4. Gesellschaftliche Durchmischung, die allerdings an den „oberen“ und „unteren“ Rändern der Gesellschaft wahrscheinlich nur durch eine Verpflichtung zu erreichen ist.
Organisatorischer Aufwand
Organisatorisch seien, so Kreuter, die bei einem Pflichtdienst zu erwartenden 800.000 Teilnehmenden pro Jahr problemlos zu stemmen. Interessant sei eine Mischverantwortung durch öffentliche Hand und beteiligte Organisationen. Den Einsatzstellen und ihren Verbänden komme eine zentrale Funktion zu, die sich seiner Meinung nach auch in einer starken Verantwortung ausdrücken sollte.
Alle gesellschaftlichen Gruppen sind gefordert
Kreuter berichtete, dass zwei Drittel der Bevölkerung einem verpflichtenden sozialen Jahr grundsätzlich positiv gegenüber stünden. Juristisch sei dafür wahrscheinlich eine Grundgesetzänderung erforderlich, die viel Zeit brauche. In der Zwischenzeit sei eine freiwillige Regelung sinnvoll. Nun seien alle gesellschaftlichen Gruppen gefordert, eine für Alle attraktive Regelung zu entwickeln.