Die 2Grad-Stiftung fördert neue Initiativen und bringt Unternehmen und Politik zusammen.
Nicht erst seit die Klimaaktivistin Greta Thunberg geradezu messianisch durch die Welt tourt, ist der Klimawandel ein hervorgehobenes Thema bei deutschen Unternehmern. Schon 2007 haben deutsche Vorstände und Konzerne von Aldi bis Telekom die Stiftung 2-Grad gegründet, um unternehmerisch dem Klimawandel die Stirn zu bieten. „Der Klimawandel als Geschäftsmodell – Chance im 21. Jahrhundert“ war dann auch folgerichtig der Titel des Vortrags beim Sommerempfang der Diözesangruppe München Freising, den die Vorständin der 2Grad Stiftung Sabine Nallinger hielt.
Deutsche Erfindertradition
Für die Export orientierten deutschen Unternehmen bietet der Klimawandel enorme wirtschaftliche Chancen. Nallinger wies daraufhin, dass Produktion und Waren CO2 neutral transformiert werden müssten. Neue und CO2-neutrale oder mindestens sparende Produkte würden die hergebrachten CO2 verbrauchenden Produkte ersetzen. Deutschland sei mit seiner Tradition aus Erfindern, Ingenieuren und Maschinenbau prädestiniert für diesen Wandel. Und so Nallinger: „Der Wettlauf um neue Geschäftsfelder hat längst begonnen.“ Damit deutsche Unternehmen bei diesem globalen Modernisierungsprozess nicht außen vorbleibe, müsse die Politik endlich langfristige Regeln festlegen.
Denn die Wirtschaft alleine werde den Wandel nicht schaffen, erklärte Nallinger: Zu abhängig sind gewinnorientierte Konzerne von Bilanzen und Prognosen. Die Gesetzmäßigkeiten der Unternehmen werden von Politik und Zivilgesellschaft derzeit noch nicht ausreichend gewürdigt. Ein Aktienkonzern unterliegt marktwirtschaftlichen Zwängen, die von Systemen
wie Steuerrecht, Gesetzen und Subventionen abhängen. Um also das neue Denken in den Chefetagen auch in die Umsetzung zu bringen, ist eine zeitgemäße ökologische
Ordnungspolitik notwendig. „Klimaschutz muss zum Kern der Industriepolitik werden.“
Den Wandel fördern
Die Stiftung 2Grad fördert den Wandel durch Lobbying bei Wirtschaft und Politik, bringt aber auch Unternehmen zusammen. An einem der letzten Workshops, von dem Nallinger berichtete, entwickelten Aldi Süd und E.ON eine Idee zur Elektromobilität: Die nachts ungenutzten Aldi-Parkplätze könnten nach Geschäftsschluss in Elektrotankstellen umgewandelt werden, um Eigentümern von E-Autos ohne eigenen Elektro-Ladeanschluss eine dezentrale Lade- und gleichzeitig Parkmöglichkeit zu bieten.
Inzwischen bedient sich auch die Politik der ökologisch-ökonomischen Kompetenz der Stiftung 2Grad. Während die Stiftung früher beim Wirtschaftsministerium um einen Termin bat, sucht jetzt das Wirtschaftsministerium Rat bei der Stiftung. Oder die Konrad-Adenauer-Stiftung lädt Nallinger ein, um mit der CDU-Spitze über Maßnahmen gegen den Klimawandel zu diskutieren.
Text: Bernd Oostenryck, Diözesangruppe München Freising