Wie sieht gelungenes unternehmerisches Engagement in Afrika aus? Darüber sprachen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, der Leiter der Weidmüller Akademie, Dr. Eberhard Niggemann, und der Präsident von missio München, Monsignore Wolfgang Huber, am 16. Mai in St. Bonifaz in München. Gleich zu Beginn des Abends forderte Kardinal Marx, den Fortschrittsbegriff größer zu denken und erinnerte an die Papst-Enzyklika "Laudato Si".
Im Gespräch auf der missio-Bühne in St. Bonifaz(v.l.n.r.): Moderator Sigmund Gottlieb, missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber, Weidmüller-Akademie-Leiter Dr. Eberhard Niggemann und Kardinal Reinhard Marx.
Abtei St. Bonifaz, München - "Das, was wir als Fortschritt bezeichnen, ist die Wirtschaft, aber es ist nicht das einzige, was wichtig dabei ist: Fortschritt muss genauso unser ökologisches, soziales und kulturelles Erbe miteinbeziehen", betonte der Erzbischof von München und Freising und warnte vor einem "zu eng geführten Kapitalismus, der für viele Leute auf der Welt zu Leid führt". Wie wirtschaftlicher Erfolg und soziales Engagement dennoch zusammen gehen können, zeigte Dr. Eberhard Niggemann von der Weidmüller-Gruppe: Das Unternehmen für Verbindungs- und Automatisierungstechnik fördert eine Berufsschule im tansanischen Mbeya. Und zwar nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern auch mit Wissenstransfer. Gemeinsam mit missio München wurde so unter anderem ein Pilotlehrgang im Bereich Photovoltaik- und Solarenergie gestartet. "Bildung ist der größte Hebel, um nachhaltig etwas zu verändern", sagte Niggemann. An Standorten auch gesellschaftlich tätig sein "Wieso sollen Unternehmen aber überhaupt in Afrika tätig werden statt sich im eigenen Land zu engagieren?", wollte der frühere Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens und Moderator des Abends, Sigmund Gottlieb, von dem Unternehmer wissen. "Wir sind weltweit aktiv und wollen deshalb auch an jedem unserer Standorte gesellschaftlich tätig zu sein", antwortete Niggemann. missio-Präsident Monsignore Huber ergänzte, dass es auch angesichts der weltweiten Flüchtlingsproblematik wichtig sei, Menschen vor Ort gute Lebensperspektiven zu ermöglichen: "Wenn wir es nicht schaffen, gerade jungen Menschen in Afrika zu helfen, dann wird es sehr schwierig werden." Unternehmerisches Engagement dürfe dabei aber nicht nur bedeuten, Produktionsstandorte zu exportieren, sondern es müssten gemeinsame Ideen mit den Leuten vor Ort entstehen. Und auch Kardinal Marx war der Meinung, dass man die "universelle Solidarität" (Papst Franziskus), organisiert angehen könne – so wie die gemeinsame Zusammenarbeit von missio und verschiedenen Unternehmen zeigt.