Die ewige Stadt Rom war schon immer ein Ort der Besonderheiten: Die Verschränkung von Religion und Politik lassen sich dort erleben. Am 5. Juli 2018 berichtete Msgr. Oliver Lahl, Geistlicher Botschaftsrat beim Heiligen Stuhl, in der Jürgen Prakesch Zerspanungstechnik GmbH, Wernau, über seine Arbeit.
Wernau - „Die größten Organisationen der Vereinten Nationen sind nicht in New York oder Genf, sondern in Rom“ erläutert Lahl. Insgesamt habe die Bundesrepublik Deutschland dort vier diplomatische Vertretungen, nämlich bei der Republik Italien, dem Heiligen Stuhl, dem Souveränen Malteserorden und der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen. Lahl berät den Botschafter der Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl in kirchlichen Fragen und nimmt selbst im Vatikan am Informationsaustausch teil. Hierfür wurde er von der Deutschen Bischofskonferenz bestimmt und dem Auswärtigen Dienst quasi ausgeliehen. Er nutzt so das Informationsnetz der Weltkirche, um die Interessen der Bundesrepublik Deutschland besser vertreten zu können.
Anhand des Malteserordens, der in großem Umfang Flüchtlinge im Mittelmeerraum betreut, erläuterte Msgr. Oliver Lahl seine Arbeit. So sei die Delegation Baden-Württembergs mit Ministerpräsident Kretschmann neulich dort über die sogenannte Flüchtlingskrise aus erster Hand eindrucksvoll informiert worden. Niemand sonst könne ein derart objektives, aber auch trauriges Bild liefern. „Alle weiblichen und gut zwei Drittel der männlichen Flüchtlinge aus Libyen sind Opfer sexueller Gewalt“ konstatiert Lahl die bittere Realität. Eine Zahl, die nachdenklich macht.
„Die Religion ist international wieder ein starker Faktor, auch wirtschaftlichen Handelns geworden“, so Lahl. Verstärkt nutzten international tätige Unternehmen, wie etwa die schweizerische F. Hoffmann-La Roche AG, die in Rom vereinigte Kompetenz der Beurteilung unterschiedlicher Kulturen auf dieser Welt. Würden beispielsweise Mitarbeiter vor ihrer Abordnung nach China, Indien und selbst Brasilien auf die Situation vor Ort vorbereitet. Manche Mitarbeiter würden nach Rücksprache auch in andere Kulturen versandt. Jedenfalls sei.
Mit der Frage nach den Konsequenzen moderner Genscheren (CRISPR) oder auch künstlicher Intelligenz im globalen Maßstab schloss Lahl. „Die Kirche muss auch hier immer wieder Fragen stellen, sich nicht mit etwas als gegeben abfinden.“ schloss Lahl. Aber selbst im katholischen Kulturkreis wäre es mitunter sehr schwierig, die richtigen Fragen zu stellen und die richtigen Antworten zu finden. Die Unterschiede seien groß. Für Deutsche Selbstverständliches sei woanders unbekannt: So sei beispielsweise der in Deutschland übliche Gesang der Gemeinde in der Kirche in Italien völlig unbekannt.