Beim Kamingespräch in der Abtei befassten sich jetzt einige Mitglieder des BKU (Bund katholischer Unternehmer) mit dem spannenden Thema „Hausmütterchen's Paradies oder Geburtsort ökonomischer Effizienz? - Die wundersame Vielfalt der Haus-Ethik“. Hierzu gab es einen Input von Pater Dr. Rudolf Hein, Prämonstratenser und Privatdozent für Moraltheologie an der philosophisch-theologischen Hochschule Münster.
Zusammen mit der Vorsitzenden der BKU DG Ruhrgebiet, Elisabeth Schulte, begrüßte der geistliche Berater des BKU, Pater Tobias, die Gäste und den Referenten Pater Rudolf im Kaminzimmer der Abtei Hamborn, Duisburg.
Auch derzeit sehen wir in Deutschland, in der EU und in der Welt immer wieder die Grundsatzdebatte, ob ein sozialistischer Weg oder ein marktwirtschaftlicher Weg die Probleme der Bevölkerung am besten löst, z.B. Wohnen, Rente, Armut - im Grunde alles uralte Diskussionen.
Von der Ökonomie zur Oikonomik
Pater Rudolf hat in seinem Input Gedanken von der Ökonomie zur Oikonomik dargelegt, eine tugend-ethische Sicht auf die Anfänge des Wirtschaftens und Zusammenlebens im Haus in der Antike aufgezeigt: „Die Klagen über die entfremdenden und menschenverachtenden Mechanismen des Kapitalismus reichen weit zurück in die Geschichte und haben einen längeren Bart als seinerzeit Karl Marx.“
Pater Dr. Rudolf Hein, Prämonstratenser und Privatdozent für Moraltheologie an der philosophisch-theologischen Hochschule Münster, diskutiert mit den Mitgliedern des Bundes Katholischer Unternehmer aus dem Ruhrgebiet in Duisburg beim Kamingespräch in der Abtei über das Glücklichwerden des Menschen in der häuslichen Gemeinschaft wie im Staat und in der Welt. (Foto: BKU)
Griechische Intellektuelle
Dabei hatte alles so gut angefangen: Die Peripatetiker, ein Haufen griechischer Intellektueller, begannen im 4. Jahrhundert v.Chr., sich Gedanken zu machen, wie denn in einem Haus (oikos) das Glück gefunden werden könne. Von "Gewinn" oder "Profit" war hier allerdings nicht die Rede, sehr wohl aber von Nutzen für sich selbst wie aber auch die Gemeinschaft im eigenen Haus, und noch heute ist in der Volkswirtschaft die Nutzenmaximierung das entscheidende Ziel, wobei diese im Gleichgewicht nicht nur für einen, sondern für alle Menschen gelten muss. Es kamen auch in der Antike bereits Gedanken zu einer glücklichen Staatengemeinschaft hinzu, bei der Solidarität mit den Schwachen bereits angelegt war, also eine Art Solidarität. Gleichzeitig war der Kernpunkt aber die Hausgemeinschaft, der Ordnung und strukturiertes Handeln empfohlen wurde, nicht ein in alles hineinregierender Staat. D.h. es wurde bereits in der Antike von einem Subsidiaritätsprinzip ausgegangen, wo in allererster Linie nicht der Staat, sondern Mann und Frau in jeweils eigenverantwortlichen Bereichen für das Wohl der Mitbewohner – Familie, Sklaven, Gäste - sorgten. Das Christentum dehnte die Sichtweise auf die ganze Welt aus in Verantwortung gegenüber Gott.
Könnte uns diese Ur-Sicht der Dinge, die auch von den Christen aufgenommen wurde, heute weiterhelfen, oder gehört sie endgültig auf den Müllhaufen der Geschichte?
Eine lebhafte Diskussion beispielsweise über den Unterschied zwischen kurzfristigem Gewinnstreben, das zur Finanzkrise führte, und langfristigem Gewinnstreben, das erforderlich zum Wohlstand für alle ist und über Wettbewerb in der sozialen Marktwirtschaft automatisch begrenzt wird, rundete diesen interessanten Abend ab.