Gespräch mit Pfarrer Dr. wieneke zur Enzyklika „Fratelli tutti"

Der Geistliche Berater der BKU-Diözesangruppe Berlin-Brandenburg im Erzbistum Berlin, Pfarrer Dr. Josef Wieneke, gab beim BKU-Mittagstisch am 13. Oktober 2020 im ICB-Club einen ersten Ein- und Überblick zu der neuen, am 4. Oktober veröffentlichten päpstlichen Enzyklika „Fratelli tutti“. Das neue päpstliche Lehrschreiben, auch wenn es als Sozialenzyklika bezeichnet werde, falle aus der von Papst Leo XIII. im 19.Jahrhundert begonnenen Reihe der Sozialenzykliken heraus, auf die es wenig Bezug nehme, erläuterte Wieneke.

„Fratelli tutti“ spreche die Geschwisterlichkeit aller Menschen an und wende sich zugleich an „alle Menschen guten Willens“. Aufgrund des Umfangs des Schreibens und der Vielzahl der angesprochenen Phänomene sei es aber schwierig, einen zentralen Schwerpunkt zu benennen. Die Enzyklika enthalte eine ausführliche Analyse der globalisierten Welt aus dem Blickwinkel der Menschen der „dritten“ Welt. Erstaunlich sei ein Staats- und Wirtschaftsverständnis, das darauf abhebe, dass die Politiker ganz wesentlich für die Schaffung von Arbeitsplätzen verantwortlich seien.

Die in der Epoche der Pandemie verfasste „Corona-Enzyklika“ plädiere für eine „bessere Welt“ nach der Epidemie und knüpfe an das am 4. Februar 2019 von Papst Franziskus und dem Kairoer Großimam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb in Abu Dhabi unterzeichnete „Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ an und rege eine intensivere Zusammenarbeit der Weltreligionen an, führte Wieneke aus.

Bemerkenswert sei in moraltheologischer Hinsicht, dass der Papst hervorhebe, dass es sehr wohl im Sinne der Verantwortungsethik „in sich böse Handlungen“ und nicht nur eine utilitaristische, das „Ergebnis“ von menschlichen Handlungen wertende Gesinnungsethik gebe; dies war in letzter Zeit in der deutschen theologischen Diskussion vielfach anders gesehen worden. So plädiere Franziskus auch für eine strikte Ablehnung der Todesstrafe, was in dem immer wieder hervorgehobenen Gespräch mit dem Islam einen wichtigen Konsens bedeute, so der Referent.

Andere Weltreligionen dagegen würden sich in der Darstellung des Wesens von Religion eher nicht wiederfinden.

Einige Details: Dezidiert weise der Papst auf die Familie als Keimzelle der Gesellschaft hin. Die Tötung des ungeborenen Lebens werde eingangs wie auch Sexsklaverei und anderes zu dem Schrecklichen gezählt, was es zu überwinden gelte. Der starke Fokus der Amazonas-Synode zu Beginn der Jahres auf die Umweltproblematik finde sich hingegen kaum wieder. Betreffend die Migration warne Franziskus - bei allen Appellen an die Großherzigkeit der Menschen in den wohlhabenden Ländern - davor, dass auch deren Gesellschaften nicht überfordert werden dürften.

„Fratelli tutti“ sei als ein Appell des Papstes, die weltweite Corona-Krise als eine Gelegenheit zu einer brüderlicheren Neuordnung der Menschheit zu verstehen.

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