Unternehmen der Textilbranche wurden von Corona ähnlich hart getroffen wie die Gastronomie oder die Reisebranche, so auch die 100-jährige Textilfirma TRICO aus Augsburg, mit Produktionen in Augsburg und im Erzgebirge.
Im März sollte es los gehen, die Läger waren voll für das Frühjahrs- und Sommergeschäft mit hochwertigen Accessoires und man erwartete die üblichen Bestellungen des Einzelhandels zu dieser Zeit. Aber: Es kam nichts, keine Aufträge, viele Stornos, man hatte nichts zu tun und verfolgte gespannt und besorgt den Verlauf der sich abzeichnenden Pandemie, die tägliche steigenden Fall und Todeszahlen sowie die Flut von medialen Meldungen sowie politischen Entscheidungen, insbesondere in Bayern. Trübsal blasen? Aufgeben? Auf staatliche Hilfe hoffen? … NEIN, das war keine Lösung, keine Option für die Senior Chefin Margot Doser und ihren Sohn Marcus. „Unternehmer geben nicht auf, Unternehmer unternehmen etwas“ war sofort ihr Gedanke, mit Blick auf die Fürsorge für ihre Mitarbeiterinnen und deren Familien.
Idee: Laßt uns die dringend, nicht verfügbaren, aber benötigten Masken produzieren. Der traditionelle Stoff-Lieferant aus Italien, der nicht liefern konnte, verhalf selbstlos zu einem Kontakt mit einem „Konkurrenten“ aus den Niederlanden. Man begann unmittelbar mit hochqualifizierten Näherinnen robuste, waschbare und wiederverwendbare Baumwollmasken zu produzieren, bis zu 2.000 Stk. in der Woche. Anfragen über Tausende von Masken erreichten die Doser‘s anfangs im Stundentakt, denn… es gab keine.
Einziges Problem, eine häufig gestellte Forderung, man benötigte eine Zertifizierung über die qualitative Herstellung der Masken nach europäischem Standard. Hier halfen ihnen private Kontakte – über die Malteser-von-Weckbecker-Klinik in Bad Brückenau - zum Bund Katholischer Unternehmer e.V. (BKU) in Berlin-Brandenburg. Das Bundesvorstandsmitglied und Mitglied des Vorstandes der Diözesangruppe Berlin-Brandenburg, Michael Freiherr von Ketteler, erhielt vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) umgehend die Empfehlung und aktive Hilfe zur Kontaktaufnahme mit dem Deutschen Institut für Nachhaltigkeit & Ökonomie in Münster. Der dortige Geschäftsführer Stefan Dissel war ebenso vom Engagement der Firma TRICO begeistert und ermöglichte eine Zertifizierung in Rekordzeit. Dieses Dokument war ein wichtiger, sehr hilfreicher Nachweis bzgl. Verarbeitungsqualität, Stoffbeschaffenheit, Partikeldichtigkeit, Produktionsprozess, Tragekomfort und Wiederverwendbarkeit, kurz: hervorragende Qualitätsarbeit unter Einhaltung nachhaltiger Vorgaben. Für den Großteil der Abnehmer, überwiegend aus dem unmittelbaren Umfeld, ein wichtiges Entscheidungskriterium.
(v.l.n.r.: Michael von Ketteler, Margot und Marcus Dossler)
Inzwischen läuft das traditionelle Geschäft wieder an, auch wenn der Ausfall des 2.Quartals nicht mehr kompensierbar ist. „Die traditionelle Zeit von Familienfeiern – und der dafür gekauften festlichen Bekleidung – kommt nicht wieder, auch wenn vieles verschoben wurde. Da geben wir uns keiner Illusionen hin“, sagt Margot Doser rückblickend.
„Die Maskenproduktion verschwand (fast) so schnell wie sie kam, nach ca. 3 Monaten war es bereits wieder vorbei als die viel günstigeren 1-Weg-Modelle aus Asien den Markt wieder überschwemmten“ fügte Marcus Doser hinzu. Dennoch, „unser herzlichster Dank gilt Herrn von Ketteler und seinen Kontaktpersonen für die engagierte Hilfe, die mit einem Anruf an einem Sonntag im März zum Frühstück begann und in kürzester Zeit mit vielen Tipps, Kontakten, Hinweisen und insbesondere dem Zertifikat des Instituts aus Münster endete“, schloß Margot Doser ihr Fazit, während laufend das Telephon klingelte mit Anfragen u/o Aufträgen traditioneller Kunden – darunter individuelle Gesichtsmaskenbestellungen in kleinen Mengen.