26.02.18 | Vortragsveranstaltung von Prof. Dr. Key Pousttchi
BDie zweite BKU-Veranstaltung der Diözesangruppe Berlin-Brandenburg in Zusammenarbeit mit den Berliner Maltesern widmete sich einem Thema, das seit Jahren Gesprächsstoff in epischer Breite bietet: Prof. Dr. Key Pousttchi beleuchtete den Megatrend der Digitalisierung und deren Folgen in einem Impulsvortrag. Sein eindrückliches Fazit schaffte Klarheit, wenn dies auch für das Land der Dichter und Denker nicht nur ermutigend klang.
„Weg von der Powerpoint-Schwätzerei, zurück zum Ingenieursgeist!“
Mit diesem provokanten Ausruf stellte Prof. Dr. Key Pousttchi, Inhaber des SAP-Stiftungslehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Digitalisierung an der Universität Potsdam, seine Forderung an das Publikum, aber auch die Regierenden und Verantwortlichen für die Digitalisierung in Deutschland klar. Das Land sei zu Recht stolz auf seine Ingenieurstradition. Dennoch müsse man sich fragen, ob Deutschland nicht dabei sei, einen Megatrend zu verschlafen: Das Smartphone werde mit den Marken Apple und Google gleichgesetzt, das autonom fahrende Auto erlange zwar mithilfe eines Deutschen, aber letztendlich durch einen kalifornischen Konzern im 21. Jahrhundert größere Bedeutung.
Key Pousttchi ging in seinem Vortrag speziell auf das Smartphone als disruptives Kommunikationsmittel ein. Es habe 60 Jahre gedauert, bis jeder Haushalt über ein Telefon verfügte, 30 Jahre, bis der Computer vollständig Einzug gehalten hatte, aber nur 15 Jahre, bis in jedem Haushalt ein Mobiltelefon oder Smartphone vorhanden war. Die vollständige Durchdringung unserer Gesellschaft mit dem neuen Medium werde in einem Vergleich deutlich: 2017 seien mehr als 670.000 Kinder in Deutschland zur Welt gekommen; gleichzeitig seien über 18 Millionen neue Smartphones verkauft worden.
Die digitale Illumination bei der Papstwahl
Ein weiteres Beispiel illuminiere das trefflich. Manch einer wird sich gut an die letzten beiden Papstwahlen erinnern. Die Szenerie mit Papst Franziskus stand jedoch im Gegensatz zu der Szenerie mit Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten Ansprache in einem deutlich stärker ausgestrahlten Licht, denn bei Franziskus erstem Auftritt als Papst auf der Loggia des Petersdoms leuchteten zehntausende Tablets und Smartphones auf dem Petersplatz, um den neuen Pontifex mit Linse und Display zu begrüßen.
Pousttchi machte den großen Einfluß des Smartphones auf unser Leben anhand einer alltäglichen Situation deutlich: „Sie sind im Gespräch mit einer Person, als plötzlich Ihr Telefon klingelt. Was tun Sie?“
Die anwesenden Gäste im großen Saal der Malteser hatten nur zwei Antworten parat. Entweder wird nach dem Anrufer geschaut und weggedrückt oder das Gespräch wird angenommen. In jedem Fall ist die Aufmerksamkeit in diesem Moment ganz auf das Gerät gerichtet. Die sei nichts anderes als eine fundamentale Änderung unseres Kommunikationsverhaltens, denn die Technologie bzw. das Medium bestimme nun in vielerlei Hinsicht unser Miteinander. Dennoch könne man auch eine Rückbesinnung auf die Urzeit feststellen, als es lebenswichtig war, bspw. mit seiner Sippe ständig in Verbindung zu bleiben.
Der Umgang mit dem Smartphone weist nach Pousttchi zwei Seiten einer Medaille auf. Während die erste unsere Aufmerksamkeit vom Gegenüber abziehe, sei die zweite per se nicht negativ. Durch das Smartphone als allumfassendes Kommunikationsmedium erlange der Mensch gewissermaßen eine Ubiquität, die ihn mit anderen Menschen über Länder und Kontinente verbinde. Noch deutlicher: „Das Handy rettet Leben. Es kann mit einer einzigen Nachricht tausende Leben retten.“ – z.B. bezogen auf Tsunami-Warnungen per SMS.
Weitere Absätze im Bericht:
Handlungsauslöser für die Smartphone-Nutzung – BIG Data – Neue Rollen von Internet-Unternehmen – Fazit >>> im PDF
Weiterführende Informationen zur Forschung und Lehre und über den Referenten
Text: Michael Rassinger | Foto: Norman Gebauer