Am 28.05.2022 brachen rund 20 Mitglieder und Freunde der DG Berlin-Brandenburg zur Wallfahrt nach Neuzelle auf. In Neuzelle (ein Ort südlich von Eisenhüttenstadt, wenige Kilometer von der Oder und der Mündung der Neiße in die Oder entfernt) ist eine Klosterkirche, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem bedeutenden Wallfahrtsort für das (Erz-)Bistum Berlin und das Bistum Görlitz wurde, da nach der Teilung Deutschlands die traditionellen schlesischen Wallfahrtsorte so ohne weiteres nicht mehr zu erreichen waren.
Die An- und Abreise wurde in privaten Fahrgemeinschaften organisiert. Zunächst trafen wir uns direkt in der Klosterkirche. Dort kann man aus Berlin kommend und nachdem man durch das ländliche Brandenburg gefahren ist, unmittelbar in die sakrale Welt (oder doch schon Himmel(?)) der barocken Kirche beim Herrn und der Gottesmutter Maria ankommen. Halleluja!!
Wallfahrt nach Neuzelle –„Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt …“
Zur Geschichte des Ortes bzw. Klosters konnten wir uns beim Besuch des Barockgartens direkt hinter der Kirche informieren. Den geselligen Austausch und die mittägliche Stärkung genossen wir in der „Wilden Klosterküche“ in der Nähe. Alle um einen großen Tisch vereint genießen: Wunderbar!
Im Kloster Neuzelle gab es nach der Zwangsauflösung 1817 über 200 Jahre keine Mönche mehr. Seit 2018 leben dort wieder sechs Mönche des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz (bei Wien). Sie sind sehr aktiv in der Pilger- und Gemeindeseelsorge und wollen wieder ein eigenständiges Kloster errichten. Da das Kloster Neuzelle mit allen Liegenschaften jetzt eine staatliche Stiftung ist, sind die Mönche derzeit recht beengt im Pfarrhaus neben der Klosterkirche untergebracht.
Zu einem eigenständigen Kloster gehören mindestens 12 Mönche. Deshalb muss eine andere Unterbringung gefunden werden. In der Nähe von Treppeln, ca. 8 km Luftlinie von Neuzelle befindet sich im Wald ein ehemaliges Stasi-Gelände. Dort wird das neue Kloster Maria Friedenshort für bis zu 50 Mönche entstehen.
Nach dem Mittagessen fuhren wir gemeinsam mit Pater Konrad, einem der Mönche, zu diesem neuen Klostergelände.
Mitten im Wald vor Abbruchresten der Stasi-Gebäude und noch stehender leerer Gebäude erkundeten wir das weitläufige Gelände: „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt …“ (Anfang der ehemaligen Hymne der DDR) könnte das Motto dieses beeindruckenden Projektes sein, das so ganz neu und ganz anderes ist und sicher so wird, wie Gott es gemeint hat und nicht wie der Staat es gemeint hat. (Informationen dazu hier mehr)
Als wir gemeinsam unter dem neu aufgerichteten Kreuz im Wald den Rosenkranz beteten, war allen klar, auf diesem Projekt liegt Segen und von ihm und besonders von den Zisterzienser-Mönchen wird hier noch einiger Segen in diese Region ausstrahlen. Wir haben das Engagement der jungen Mönche, deren seelsorgliche Frische und Klarheit kennengelernt. Dies gibt uns Zuversicht für das ambitionierte Projekt des Klosterneubaus und auch für die Zukunft der katholischen Kirche. Hier gewinnt Glauben Raum.
Wieder zurück zur barocken Klosterkirche, hatten wir Zeit für uns, zur Einkehr, zum Gebet, zur Beichte oder/ und zu Kaffee und Kuchen. Am Abend fand das Chorgebet der Mönche in der Kirche statt und anschließend die Vorabendmesse für den Sonntag. Nach der Heiligen Messe konnten wir geistig und gesellig gestärkt wieder den Heimweg antreten. Mit dieser Erfahrung am Wochenende konnte der Alltag wieder kommen …
Text: Dr. Jörg W. Höwer | Fotos: Norman Gebauer