Mit einem Highlight begann die Saison 2021/22 für die Diözesangruppe Berlin-Brandenburg. Im „International Club Berlin" konnten 25 Mitglieder und Gäste an der voll-besetzten Mitttagstafel am 14. September einen prägnanten und analytisch aufschlussreichen Vortrag von Gunnar Schupelius mitverfolgen. Schupelius, in Berlin und auch darüber hinaus vor allem durch seine Kolumnen als „Anchorman“ der B.Z. und von BILD bekannt, beschäftigte sich mit den Gründen der Radikalisierung und Diskursverengung im öffentlichen und medialen Raum.
Trotz der Tatsache, dass er bereits mehrfach Opfer von Brandanschlägen aus der linken Szene wurde, zeigte Schupelius sich unbeeindruckt von linker Gewalt und gab sich kämpferisch für die Anliegen einer freien Bürgergesellschaft. Eine Einstellung, die auch die Diskussion im Anschluss an seinen Impuls inspirierte. Eindrücklich beschrieb er den seit den 60er Jahren anhaltenden und aktuell erfolgreich erscheinenden „Marsch durch die Institutionen“, der zur Programmatik der Linken und Grünen gehöre, und denen weder die SPD noch bürgerliche Kräfte bislang etwas Profundes entgegengesetzt hätten. So sei infolge dieser Strategie eine ideologische Kampfführung mit einer Atmosphäre entstanden, die zunehmend staatsgläubige Einstellungen mit einer zunehmenden Entmündigung der Bürger nach sich ziehe.
Am Beispiel der geplanten und mit einem Volksentscheid am 26. September zur Abstimmung stehenden Enteignung von Wohnungseigentum - was neben der Klimafrage, dem Genderismus und der Diskussion über angeblichen Rassismus das Repertoire der kultur-marxistischen Agenda am deutlichsten verkörpert - schilderte Schupelius eindrucksvoll, wie durch gezielte Falsch- und Teil-Informationen ein Gefühl der Unabänderlichkeit und Notwendigkeit radikaler in Grund- und Freiheitsrechte eingreifender Maßnahmen des Staates zur Behebung vermeintlicher oder tatsächlicher Notlagen entstehe. Dies färbe, trotz allen offensichtlichen Versagens der Bundesregierung und auch des Senats in Berlin, auf die öffentliche und veröffentlichte Meinung ab. Es herrsche eine Art Selbstzensur und ein allgemeines Verschweigen und Verdrängen anderer Meinungen und Themen, das nach seiner Ansicht aber bereits vor der Wende 1989 die West-Berliner Politik geprägt habe. „Quasi einen Unterhaltsanspruch gegen den Rest der Welt zu haben“, sei typisch für Berlin als „Vorposten des Guten“.
Im Hinblick auf Kultur und Bildungsstandards betonte Schupelius die Bedeutung des Lesens als Kulturfundament und von Sprache und „Sprach-Hoheit“. Insbesondere der Begriff der „Sozialen Marktwirtschaft" sei konzeptionell und im täglichen Gebrauch verschwunden. Es entstehe der Eindruck, als sei Deutschland ein Land im Neo-Kapitalismus, kurz vor der sozialen Katastrophe. Er wolle die BKU-Mitgliedschaft aufrütteln und darauf hinweisen, wie wichtig der persönliche Umgang mit Sprache und Bildung sei. In der Diskussion wurde auch die Bedeutung des Engagements für und in den Familien, der Kirche und dem Staat sowie die persönliche religiöse und politische Praxis hervorgehoben und betont. Die Teilnehmer forderten den BKU auf, den notwendigen Neuanfang im kommenden Jahr tatkräftig zu unterstützen und zu forcieren.
Text: Jan-Philipp Görtz | Foto: Norman Gebauer