Die Botschaft der Republik Polen in Berlin war Gastgeber der Veranstaltung, die am 21. Juni 2021 in Kooperation mit der Diözesangruppe Berlin Brandenburg des BKU und dem Schuman’s Thought Institute organisiert wurde. Trotz eines regen Interesses konnten auf Grund der Corona-Maßnahmen nur ca. 45 Personen, darunter Unternehmer, Manager und Wissenschaftler, Mitglieder des Bundestages und weitere Politiker aus Deutschland, Polen und den USA sowie Diplomaten wie die Botschafterin der Republik Mauritius, Christelle Sohun, oder der Leiter der Wirtschaftsabteilung der Ungarischen Botschaft, in Präsenz teilnehmen. Dank der freundlichen Unterstützung von BKU-Mitglied Michael Schiessl und seiner Firma eye square konnte die Diskussion gestreamt werden. Mit großem Erfolg, denn rund 450 Zuschauer verfolgten die Debatte online. Die Teilnehmer vor Ort und vor dem Bildschirm wurden von dem polnischen Botschafter, S.E. Prof. Dr. habil. Andrzej Przyłębski, begrüßt, der die Veranstaltung mit einem Statement eröffnete. Der Leiter der Wirtschaftsabteilung der polnischen Botschaft, Dr. Jacek Rosa, stellte dann die Referenten und Podiumsteilnehmer vor und moderierte die sich an deren Vorträge anschließende Diskussion.
Fundament der europäischen Idee ist die menschliche Person
In seinem Statement zu der Frage „Quo vadis Europa?“ wies Richard Schütze, Vorsitzender der BKU-DG Berlin-Brandenburg, darauf hin, dass Europa ein „geistiges und kulturelles Konzept sowie eine Werte- und Rechtsgemeinschaft“ sei. Er hob hervor, dass „das zentrale Fundament der europäischen Idee der Begriff der menschlichen Person“ sei. „Dieser Begriff“, so Schütze, umfasse „weit mehr als ein gesellschaftliches Konstrukt von autonomen Individuen oder eine kollektivistische Vergesellschaftung aller Menschen in einer Klasse oder Rasse”. Vielmehr besitze „jeder Mensch eine einzigartige Individualität” und sei „ebenso in seinem innersten Sein auf andere Menschen und deren Solidarität angewiesen.“ Der Begriff der menschlichen Person und ihrer Würde sei „auch die Grundlage der Christlichen Soziallehre, die als ein kardinales Prinzip die Subsidiarität” hervorhebe. Schütze listete mehrere Aspekte der aktuellen Krise in Europa auf. > PDF vom Vortrag
Mit Bezug auf das Motto der Veranstaltung „Quo vadis Europa?“ forderte Schütze, den Herausforderungen des Totalitarismus von außen in Form des expansiv-neokolonialistischen China und des agressiv-fundamentalistischen Islam ebenso zu widerstehen wie den Versuchungen von innen mit einem Umbau des Menschenbildes durch die Genderideologie oder auch drohende massive Grundrechtseinschränkungen mit Blick auf die Klimaveränderungen und auf Grundlage der Erfahrungen bei der Corona-Pandemie. Staat und Gesellschaft sollten der mehr Vernunft und dem verantwortlichen Umgang mit der Freiheit durch ihre aufgeklärten europäischen Bürger als verantwortlich handelnden menschlichen Personen vertrauen. Toleranz bedeute auch, sich innerhalb der europäischen Staatengemeinschaft nicht wechselseitig zu bevormunden und mit einem moralischen Impetus zu belehren. Ein ehrlicher und respektvoller Dialog der Europäer solle von Fairness, gegenseitigem Verständnis und dem Willen zu Wahrheit und Wahrhaftigkeit geprägt sein. Dann könne Europa für die Welt auch weiterhin eine Fackel der Freiheit und der Gerechtigkeit sein.
Robert Schumann – Staatsmann und EU-Gründervater
Prof. Krysiak warb dafür, viel mehr aus dem Gedankengut des anerkannt großen Europäers Robert Schuman zu schöpfen und betonte, dass die Sicherung des Friedens und des Wohlstands in Europa auf der Basis seiner christlichen Wurzeln erfolgen müsse. Nicht die Aktivistin Greta Thunberg solle als Idol stilisiert werden, sondern der in Deutschland und in Europa viel zu wenig in Erinnerung gebliebene Robert Schumann.
In der an die Vorträge anschließenden Debatte wurde bemerkt, dass nicht die „fun-society” mit chinesischen Firmen konkurrieren und Europa gegen die Offensive aus dem Osten verteidigen werde; vielmehr würden breite Bevölkerungskreise, kleine und mittelständische Unternehmer und auf Grundlage von konservativen Werten gebildeten jungen Menschen das Rückgrat Europas sein und eigenverantwortlich ihr Schicksal in die Hände nehmen müssen.
Text: Elżbieta Haase-Nowocień | Foto: Norman Gebauer
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> Diskussionsbeitrag von Richard Schütze „Quo vadis Europa?"