Zeit zur Um- und Heimkehr in das Haus des Vaters und zum Wiederaufbau der Kathedralen in unseren Herzen. Wir können auferstehen. Jetzt an Ostern.
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des BKU in Berlin,
die herrliche Freiheit der Kinder Gottes – sie ermöglicht zugleich aber auch, dass wir sie missbrauchen, uns über Gott erheben und sein wollen wie Er. Früchte vom Baum der Erkenntnis essen zu wollen bedeutet: Sich selbst die Regeln setzen und eigene Gebote erlassen können. Die Stelle Gottes einnehmen. Sein wie Er, Er selbst sein. Statt Freundschaft und Kindschaft geht es um Macht.
Das schnelle Urteil über andere, die kleine üble Nachrede und Verdächtigung. Jemand nicht gut sein, anderen auch schaden wollen. Feige sein, untreu und verlogen.
In der von Lukas berichteten Passionsgeschichte lesen wir die Worte Jesu: „Die Könige herrschen über ihre Völker, und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Bei Euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter Euch soll werden wie der Kleinste, und der Führende soll werden wie der Dienende.“ Und zu Simon Petrus, dem Felsen, auf den Christus seine Kirche gebaut hat, sagt Er: „Simon, Simon, Satan hat verlangt, dass er Euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für Dich gebetet, dass Dein Glaube nicht erlischt. Und wenn Du Dich wieder bekehrt hast, dann stärke Deine Brüder. Darauf sagte Petrus zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit Dir sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. Jesus erwiderte: Ich sage Dir, Petrus, ehe heute der Hahn kräht, wirst Du dreimal leugnen, mich zu kennen.“
Im Hof des Hauses des Hohen Priesters, in dem Jesus dann verspottet und bloßgestellt wird, kommt es dann zu jener Szene, die durch Mark und Bein geht. Petrus wird dreimal von Zeugen als einer der Galiläer aus der Gemeinschaft Jesu angesprochen. Der spätere „Fels der Kirche“ verneint entrüstet: „Mensch, ich weiß nicht, wovon Du sprichst." Im gleichen Augenblick, noch während er redete, krähte ein Hahn. Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das, was der Herr zu ihm gesagt hatte: „Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“
An Palmsonntag, beim triumphalen Einzug in Jerusalem, hatten die Leute, allen vorweg seine da noch mutigen Jünger, Gott laut gepriesen und ihre Kleider vor Jesus auf dem Weg ausgebreitet. „Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht!“ Er aber sagte: „Wenn meine Jünger schweigen, werden die Steine schreien!“
Nun schreien die Steine wieder. Notre Dame brennt. Mitten unter uns, mitten in unseren Herzen. Die Kathedralen in uns stehen in Flammen. Weil wir nicht mehr beten, nicht mehr wachsam sind, den Versuchungen anheim und zum Opfer fallen und uns um Kirchenstrukturen statt um unsere Seelen kümmern.
Der entkleidete Gott am Kreuz schaut uns an, die wir rußverschmiert und kleingläubig aus den Trümmern unserer Kathedralen hervor krabbeln. Der Blick des „ecce homo“ geht uns durch Mark und Bein.
Zeit zur Um- und Heimkehr in das Haus des Vaters und zum Wiederaufbau der Kathedralen in unseren Herzen. Wir können auferstehen. Jetzt an Ostern. Wir müssten es nur wollen. Alles ist möglich durch und in Ihm.
Mit österlichen Segensgrüßen
Richard Schütze